Voll auf Kurs - Berlin-Festival sicher gelandet Ein Pop-Festival mitten in der Stadt. Die U-Bahn-Station gleich um die Ecke. Das wär`s doch. So richtig viel Platz. Und doch Kurze Wege. Das gibt´s doch gar nicht. Oh wohl. Und wo? Da muss der Hauptstadtbonus mal wieder herhalten. Und weil´s Berlin ist, heißt auch das Festival so. Der alte Flughafen Tempelhof ist einfach eine geile Kulisse. Das Line-Up ist auch nicht von schlechten Eltern: Saint Étiennne, Dendemann oder Peter Doherty am ersten Tag. The Rifles, Zoot Woman, Jarvis Cocker oder Deichkind. Um nur einige zu nennen. Das Londoner Trio Saint Étienne spinnt feinste Elektropop-Fäden, die auch schon mal geschickt um Ecken und Kanten gebunden werden. so wird es nicht zu zuckersüß und nicht zu perfekt. Bloß der seltsame Anzug der charmanten Sängerin Sarah Cracknell wollte so gar nicht zur Musik passen. Gleich im Anschluss rotzte Dendeman seine akrobatischen Reime ins Publikum. Leicht prollig trat er auf. Ein wenig wie der leicht behämmerte Fußballfan aus der Südkurve. Dafür mit kompletter Band, die den Beats aber so was von Feuer unter dem Arsch machte. Er hatte am meisten mit dem schlechten Sound zu kämpfen. Er kam wirklich, sang wirklich und siegte auf der ganzen Linie, Peter Doherty. Von zwei Ballett-Tänzerinnen flankiert trug er einsam und allein seine Lieder zur Gitarre vor. Richtig schön. Manchmal fast ein wenig schaurig. Am zweiten Tag spielten The Rifles die Halle fast leer. Gleich zu Anfang verschossen ihr ganzes Pulver, indem sie ihre Knaller hintereinander weg spielten. Und das restliche, neue Material wollte dann niemand mehr hören. Die komplett überschätzten Zoot Woman ließen danach ihre Klänge ins Publikum plätschern. Ziemlich uninspiriert. Die Kastanien holte Jarvis Cocker mit einer glänzend aufgelegten Band aus dem Feuer. Auch die glühenden. Witzig und spielfreudig gab er den ganz großen Entertainer. Bevor die DJs ran durften, boten Deichkind noch einen Kindergeburtstag mit jeder Menge optischer Überraschungseiern. Nächstes Jahr bitte mehr davon. Aber bitte am Sound arbeiten. Text + Fotos: Franz X.A. Zipperer