Zu hell und zu leise: Der Open-Air-Gig der besten Underground Rock’n’Roll Band der Welt in Berlin hatte genau zwei Probleme. Als das Konzert vorbei war, hatte es gerade einmal begonnen zu dämmern. Das vorherrschende Gefühl unter den Konzertbesuchern war auch so eine Mischung aus Hell und Dunkel, Fleisch und Fisch. Was war das nun? Ein tolles Konzert, weil die Band sich redlich Mühe gegeben hatte, die Besucher in Stimmung zu bringen? Oder ein enttäuschendes Konzert, weil man wegen der geringen Lautstärke auch in der zweiten Reihe jedes Wort seines mitsingenden Hintermannes verstehen konnte? An Mike Ness und Co. lag es defintiv nicht. Das Publikum erlebte eine Band in guter Form. Mike Ness, ohne Schminke, aber dafür mit Dreitagebart, klang wie auf jedem Studioalbum und schien Spaß an seinem Job zu haben. Der neue Schlagzeuger zog eine ordentliche Show ab, der neue Bassist fiel nicht weiter auf, und der Keyboarder hat es fast geschafft, dem Publikum beim Intro zu Prison Bound die Armhaare aufzustellen. 19 gut ausgewählte Songs, eine Handvoll neue Stücke – auch wenn von „Wight Light, White Heat, White Trash“ nur „Don’t Drag Me Down“ (Motherfucker!) gespielt wurde. Aber der Funke wollte einfach nicht überspringen. Nächstes Mal bitte wieder laut und dunkel. Text + Photo: Claas Weinmann