„Wenn alles weiß ist, und es keinen Unterschied mehr zwischen dem Himmel und der Erde gibt, können die Toten zu uns Lebenden sprechen“. Mit diesem vielversprechenden Zitat beginnt der zweite Langfilm des aus Island stammenden dänischen Regisseurs Hylnur Palmason. Wie in seinem Debüt WINTER BROTHERS so auch in diesem Familiendrama, spielt die Farbe Weiß eine entscheidende Rolle. Ebenso entscheidend ist die erneute Zusammenarbeit mit Kamerafrau Maria von Hausswolff und dem Hauptdarsteller Ingvar E. Sigurðsson. Erneut geht es um Liebe, Verlust und Einsamkeit inmitten der rauen skandinavischen Natur. Die Geschichte nimmt ihren Verlauf in Island, in einem alleinstehenden Haus in einer erdrückend pittoresken Einöde einer beschaulischenOrtschaft. Ingidumur (Ingvar E. Sigurðsson), ein ehemaliger Polizist, trauert um den Verlust seiner innig geliebten Ehefrau, die vor nicht allzu langer Zeit einem Autounfall erlag. Im Rahmen seiner Trauerarbeit verstärkt sich bei ihm der Eindruck, dass seine verstorbene Frau ihn mit einem anderen Mann betrogen haben soll, ja sogar eine Affäre mit ihm gehabt haben soll. Während seine Stimmungslage zwischen Trauer und Wut pendelt, richtet er seine aufgestaute Wut gegen den vermeintlichen Rivalen, ganz zum Ärgernis seiner Familie und besonders seiner Enkelin, die ihren Großvater zu beruhigen versucht. Während sich der Dialog innerhalb der involvierten Parteien in Grenzen hält, spiegeln die meteorologischen Ereignisse ihre Gefühlswelt wider. Wie bereits im Erstling des Regisseurs liefert auch hier die für ebendiesen ausgezeichnete Maria von Hausswolff atemberaubende Bilder, die die seelischen Stürme der Hauptfigur treffend widergeben. Darüber hinaus wird mit der Metapher des Hausbaus die Hoffnung auf ein Leben noch dem Verlust der großen Liebe angedeutet und die Versöhnung mit dem eigenen Herzen möglich gemacht. Palmerson empfiehlt sich als Regisseur, den es zu beobachten gilt.
IS/DK/SW 2019Darsteller*innen: Ingvar E. Sigurðsson, Ída Mekkín Hlynsdóttir, Hilmir Snær Guðnason u.a.
Verleih: Arsenal, Kinostart: 20.02.2020
Weitere Infos: www.arsenal.de