interviews kunst cartoon konserven liesmich.txt filmriss dvd cruiser live reviews stripshow lottofoon

ELECTRIC GIRL

Farbfilm Verleih

Mia (Victoria Schulz) ist in ihren Zwanzigern, jobt in einer Bar, schreibt Gedichte und tritt gerne auf Poetry-Slam-Events auf. Als sie die Gelegenheit bekommt, die Anime-Figur Kimiko zu synchronisieren, sieht sie ihre Chance auf etwas Besonderes ihrem Leben und nimmt die Herausforderung erfolgreich an. Dabei entdeckt sie zunehmend mehrere Parallelen zwischen sich und der blauhaarigen Superheldin. Mia hat plötzlich übernatürliche Kräfte, welche sie dazu verleiten übermenschliche Taten zu vollbringen. Aus der Überzeugung heraus, dass ebenso wie in Kimikos dystopischer Version Tokyos auch in ihrer eigenen Realität feindliche Mächte daran arbeiten, die Welt zu zerstören, flüchtet sie in den manischen Versuch die Menschheit zu retten. Dabei zieht sie alle Register. Währenddessen wird sie immer wieder von der bitteren Erkenntnis heimgesucht, dass ihr geliebter Vater im Sterben liegt. Wird sie es schaffen, ihn gebührend zu verabschieden? Während Familie und Arbeitskollegen mit Mias ungewöhnlichem Verhalten überfordert sind, schafft sie es eine Verbindung mit ansonsten eher wortkarger Einsiedler-Nachbarn Kristof (Hans-Jochen Wagner) aufzubauen. Wie jede Superheldin braucht auch die Fleisch gewordene Kimiko einen Co-Helden und so wird Kristof zu ihrem Sidekick. Zusammen machen sie Hamburg unsicher... oder eher wieder “synchron”. Mit dem rasanten Mix aus Real- und Zeichentricksequenzen gewann ELECTRIC GIRL verdient den Max- Ophüls-Preis. Mit rafinierten Kostümen und Ausstattung sowie einer soliden Schauspielerleisung öffnet Regisseurin Ziska Riemann die Themen Wahn und Manie einem größeren Publikum und macht die Vorgänge, die während einer manischen Episode vor sich gehen können, sicht- und greifbar. An einigen Stellen wäre jedoch ein wenig mehr Stringenz im Drehbuch wünschenswert. Der Wunsch die Welt zu retten ist vielleicht etwas größenwahnsinig, aber an sich nicht verrückt, so Regisseurin Ziska Riemann. Das Verständnis der psychologischen Vorgänge, die hinter einer manischen Episode stattfinden, erlangte Riemann unter anderem aus der Beobachtung zweier Freunde, die sich, ähnlich wie die Protagonistin Mia, im Wahn als Napoleon oder Kosmonautin wahrnahmen.

DE/BE 2018, Regie: Ziska Riemann

Darsteller*innen: Victoria Schulz, Hans-Jochen Wagner, Svenja Jung u.a.

Kinostart: 11.07.2019
Weitere Infos: www.electric-girl.de


Juli 2019
ELECTRIC GIRL
YESTERDAY
‹‹Mai September››