Was macht Glück aus? Ist es planbar? Und welche Farbe hat die Hoffnung? Maud Dowley (Sally Hawkins) hat ihre vermeintlich große Liebe hinter sich, ebenso den vermeintlich größten Schmerz: den Tod ihres neu-geborenen Babys und die Trennung von Ihrem damaligen Partner. Ihr Bruder hat sie bei der Tante 'geparkt' während er das gemeinsame Elternhaus verkaufte – sein gutes Recht, da es ihm vererbt worden war. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts war es mit den Rechten der Frauen in Canada noch nicht sehr weit, gerade wenn diese als Krüppel galten. Im Falle von Maud aufgrund einer rheumatischen Arthritis, die die zierliche Person dazu bringt zu humpeln und immerzu gebückt zu gehen, außerstande ihre Hände frei zu bewegen. Jede Bewegung schmerzt, jeder Gang ist mit einem enormen Kraftakt verbunden. Mauds Leidenschaft gilt der Malerei, worin sie flüchten kann, wenn es in Ihrem Leben zu viel wird, wenn sie die Lebensumstände einengen oder es ihre Familie mal wieder besonders 'gut' mit ihr meint. Im Grunde genommen will Maud frei sein und das Leben genießen. Dies kollidiert jedoch mit den strengen Sittenvorstellungen ihrer Tante, die es nicht versäumt sie bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern, welchen Platz die Gesellschaft für Menschen wie sie vorgesehen hat. Eines Tages beschließt Maud sie das verletzende Verhalten ihrer Tante nicht weiter anzutun und ergreift den ersten Halm der sich scheinbar in ihre Nähe verirrt. Im örtlichen Krämerladen trifft sie auf Everett Lewis (Ethan Hawke), genauer gesagt beobachtet sie ihn dabei, wie er eine Annonce an die hiesige Pinnwand anbringt: „Hausmädchen gesucht!“. Everett lebt einsam und zurückgezogen in einem winzigen Haus an der kanadischen Ostküste, umgeben von seinen Hunden und Hühnern. Wir erfahren nicht, welche Umstände ihn vereinsamen ließen, nur dass die einzige menschliche Figur, die ihn die nächsten vierzig Jahre lang begleiten wird, hierarchisch erst nach ihm, den Hunden und den Hünern kommt. Beste Aussichten also auf eine wunderbares neues Leben für Maud... MAUDIE basiert auf einer wahren Geschichte, die von der 1970 verstorbenen Folk-Art-Künstlerin Maud Lewis, so genannt nach ihrer Hochzeit mit Everett Lewis. Charismatisch verkörpert von Sally Hawkins und Ethan Hawke kreist der Film um die Beziehunge den beiden Außenseiter, die es trotz aller Startschwierigkeiten schaffen viert Jahrzehnte auf engstem Raum zusammenzuleben und sich dabei nicht im Weg zu stehen. Ob es dabei wirklich zu der Tiefe der Gefühle kam, die MAUDIE suggeriert, sei dahingestellt. Weiterführende Literatur gäbe es dazu in der Biographie „Maud Lewis: The Heart on the Door“ von Lance Woolaver, die 2016 erschienen ist. Er malt Mauds Leben in sehr 'düsteren Bildern', im Gegenteil zu den grellen und freundlichen Tönen in der die Künstlerin selbst ihre Welt sieht und mit denen sie sich Schritt für Schritt ihr neues Heim angeeignet hat. Auch Everett ließ ihre schöpferische Kraft nicht unbeeindruckt, sodass er ihr Farben kaufte und ihr die Zeit einräumte, die sie zum malen brauchte. Mit der Zeit zeigt sich auch der praktische Nutzen von Mauds Bildern, als Leute anfangen ihre Bilder zu kaufen und dadurch die Haushaltskasse gefüllt wird... Die irischstämmige Regisseurin Aisling Walsh schafft es meisterhaft die renommierten Charakterdarsteller Hawkins und Hawke in Maud und Everett zu verwandeln und ihre Entwicklung zueinander glaubhaft umzusetzen. Besonders Hawkings schafft es, das freche, herzliche Gemüt von Maud zu vermitteln.
CA 2016, Regie: Aisling WalshDarsteller: Sally Hawkins, Ethan Hawke u.a.
Kinostart: 26.10.2017
Weitere Infos: www.maudie-derfilm.de