Beide Titel klingen, als würde hier etwas sehr Grundsätzliches zum Thema Pop verhandelt. „Gravitaitonsfeld Pop“ trägt den Untertitel „Was kann Pop?“ und Diedrich Diederichsen postuliert, dass Pop gar keine Musik ist. Musik ist bloß der Hintergrund für sehr viel tiefer Liegendes. Für eine Art Gesamtkunstwerk. Zusammengesetzt aus Bildern, Konzerten, Texten, Erzählungen und natürlich Klängen. Das ist jedoch nur ein Teil des Wirkungszusammenhangs. Für Diedrich Diederichsen macht die Teilhabe des Rezipienten an all’ diesem die Wirkung erst komplett. Diesem Gegenstand nähert sich der Autor aus und durch vielerlei Richtungen: etwa aus der Theodor W. Adornos oder Michel Foucaults, Roland Barthes’ oder Jacques Lacans. Insofern ist das Buch ein Dokument dessen, was Diedrich Diederichsen am besten kann - gelehrt Nachdenken über das Phänomen Pop-Musik, die er zwischen Avantgarde und Ware aus dem Supermarktregal verortet. Welche Kräfte im Feld der Popkultur wirken, das wollen die Herausgeber Uwe Breitenborn, Thomas Düllo und Sören Birke wissen. Und machen sich auf die Suche nach den verschiedenen Perspektiven und kommen zu Schlüssen, die gar nicht so weit von denen Diedrich Diederichsens entfernt liegen: Nutzer sehen und behandeln die Dinge anders als die Macher. Die großen Nachdenker hingegen sortieren, debattieren und kartographieren das Geschehen. Beide Bücher sind nicht unbedingt eine leichte Lektüre, aber eine lohneswerte, die das eigenen Denken über das Phänomen Pop zu beflügeln weiß. (436 Seiten, Bielefeld 2014, transcript) (474 Seiten, Köln 2014, Kiepenheuer&Witsch)