(earbooks, Buch + 3 CD, 120 Seiten, 39,95 Euro)
Der Biedermann schlechthin, der seine Biederkeit offen zeigt. Der Fünfziger-Jahre-Spießer, der in Ausnahmefällen einen kleinen Witz erlaubt. Kurz, der Deutschmeister in Reinkultur. Dieses Bild im Kopf erzeugt der Name Heinz Erhardt. Mit dieser Frisur kann man TV- und Filmstar werden? Und ob. Ordnet man diesen Menschen nur nach seinem Namen in einen Zettelkasten ein, so firmiert er wahrscheinlich in der Rubrik Antistar. Der reich bebilderte Erinnerungsband "Nachdem ich mich hier..." präsentiert das genau Gegenteil. Hier ist ein Lustikus am Werk, der Klamauk, Wortspiele und haarsträubende (!) Gags am laufenden Band produzierte. Noch'n Gedicht, und noch eins, und noch eins prägen die drei Säulen des Spaßmachers aus Riga. Zum 100. Geburtstag kramte Enkelin Nicola Tyszkiewicz im Familenarchiv und förderte Fotos und Tagebucheinträge ihres Großvaters von hintergründiger Spaßtragweite hervor. Dazu gelegt wurden drei CDs: "Tribute To" mit Interpretationen von Götz Alsmann, Otto Waalkes, Stefan Gwildis u.a., "Hörbuch Teil 1" mit Gedichten und Sketchen, "10 Pfennig Oper", ein frühes Machwerk in einem Akt. Der Mann mit der Krankenkassenhornbrille wurde zum Hero vieler kleiner und großer Kleinkünstler – trotz seines biederen Aussehens. Aber wegen seiner listigen Wortklaubereien.