
Dinge dienen als Statussymbol, als Werkzeug – sie umgeben oder erweitern unseren Körper. Menschen sammeln Dinge aus Lust und Leidenschaft. Manche verlieben sich in Dinge und fühlen sich sexuell zu Dampf-lokomotiven hingezogen. Die Ausstellung Liebes Ding im Museum Morsbroich befragt das innige Verhältnis zwischen Mensch und Dingen. Sie versammelt Arbeiten von Künstler*innen aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Österreich und Dänemark, die sich aus ihrer Perspektive mit dem Thema und seinen Konsequenzen sowie brisanten Entwicklungen auseinandersetzen.
<i>Karsten Bott Dinge mit Bergen, 2006, Mixed Media, Maße variabelInstallationsansicht Senseo Art Initiative Hamburg
Courtesy der Künstler; © VG Bild-Kunst, Bonn 2020</i>
Die Geschichte der Menschheit wird durch Dinge bestimmt, angefangen beim Faustkeil, bis hin zum modernen elektronischen Gadget. Durch den technologischen Fortschritt und die Demokratisierung des Konsums ist die Zahl der Dinge explodiert. Jeder von uns besitzt heute im Durchschnitt 10.000 Dinge. Gleichzeitig hat sich das Verhältnis zum Ding verändert. Wir binden uns sowohl physisch als auch emotional eng an Dinge, welche zudem immer wandelbarer und smarter werden. Unter dem Titel Liebes Ding lädt das Museum Morsbroich dazu ein, diese sonderbare Beziehung bewusster zu reflektieren.
Kuratoren der Ausstellung sind Fritz Emslander und Anne Berk, die das Konzept ursprünglich für das Museum de Domijnen Hedendaagse Kunst in Sittard (NL) entwickelt hat, wo 2018 bereits einige der nun gezeigten Künstlerinnen und Künstler an der Ausstellung Object Love beteiligt waren. In Fotografien und Videos, Gemälden, Skulpturen und Installationen zeigen die Künstler*innen die Verstrickungen von Menschen und Dingen, lassen Menschen ebenso zu Wort kommen wie die Dinge selbst, die ihre Geschichten erzählen. Mit einem mehr oder weniger kritischen Unterton transformieren sie Objekte und fügen sie zu Assemblagen und Installationen.
Wie Dinge zum Objekt der Begierde werden, zeigt der belgische Künstler Anton Cotteleer (*1974), der Tische aus Gebrauchtwarenläden als Sockel, Korsett oder Altar für fragmentierte Körper umfunktioniert. In seiner Arbeit ´Surrogatfrau ohne Lächeln´ (2013) wird die anthropomorphe Gestalt auf dem Tisch zum Lustobjekt stilisiert; zu einem Ding, in dem kein Individuum zu erkennen ist, das aber erotische Assoziationen und Verfügbarkeitsfantasien auslöst. Das Ding wird zum Substitut für den menschlichen Kontakt.
Dinge begleiten unser Leben; wir definieren uns über ihren Konsum und Besitz. Deswegen sind die Besucher*innen eingeladen, ihr Lieblingsding mit ins Museum zu bringen, kurz dessen Geschichte aufzuschreiben und es in der Ausstellung zu präsentieren.
<i>Liebes Ding - Object Love (- 26.04.2020) Museum Morsbroich Gustav-Heinemann-Str. 80, Leverkusen /www.museum-morsbroich.de/</i>