
Frühlingserwachen im Wuppertaler Kulturbiotop: Mit einer Ausstellung von skulpturalen Werken eines der bekanntesten deutschen Maler der Gegenwart startet der Skulpturenpark Waldfrieden in den Wonnemonat Mai. Unter dem Titel „Der Tod, der bleiche Freier“ werden ab dem 28. April 19 Gipsskulpturen von Markus Lüpertz gezeigt, der sein bildhauerisches Arbeiten als die folgerichtige Fortsetzung der Malerei versteht. Die erlebbare Symbiose von Natur und Kunst im Skulpturenpark wird durch die im Mai startende Jubiläumsausgabe der Konzertreihe Klangart mit acht Konzertterminen in musikalisch-klanglicher Dimension erweitert.
Markus Lüpertz Der Kopf der Flora und Der Tod des Fragonard. © VG Bild und Kunst Bonn 2018 Markus Lüpertz, Foto: Michael RichterDer Skulpturenpark Waldfrieden ist ein einmaliges Landschafts-Ensemble. Ein weitläufiges Waldgrundstück mit altem Laubbaumbestand umschließt die Villa Waldfrieden im Zentrum des Areals. Das außergewöhnliche Wohnhaus, das vom Architekten Franz Krause gleich nach dem zweiten Weltkrieg für den Unternehmer Kurt Herberts errichtet worden ist, steht konzeptionell der Auffassung der Architekten des Organischen Bauens nahe und wirkt selbst wie eine begehbare Skulptur, die in einem subtilen Dialog mit der charakteristischen Topographie ihres Standortes steht, der durch die Hanglage der Gartenanlage über dem Tal der Wupper geprägt ist. Ein puristischer gläserner Ausstellungspavillon erlaubt zudem die Präsentation von Skulpturen, die nicht unmittelbar im Freien gezeigt werden können.
Einbindung der Wahrnehmung der Kunst in die Naturerfahrung ist wesentlich für das Konzept des Skulpturenparks. Kunst – der Schwerpunkt liegt auf Moderne und Gegenwart – erschließt sich hier als synästhetische Entdeckungstour per pedes durch das Gelände, zwischen Wald, Wiese und Gehölzpartien. Anders als der vertraute geschlossene Ausstellungsraum sind die durch ein Wegenetz verbundenen zahlreichen Standorte der Skulpturen den höchst dynamischen und lebendigen Einwirkungen und ephemeren Erscheinungen des Tages- und Jahreslaufs ausgesetzt. Wechselnde Lichtverhältnisse, das Laub der Bäume, Wärme und Kälte, Nässe und Trockenheit sind Herausforderung und gleichzeitig befruchtend für die Wahrnehmung von Kunst.
Vom 28. April bis zum 5. August 2018 zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden unter dem Titel „Der Tod, der bleiche Freier“ eine Ausstellung mit Werken von Markus Lüpertz, die der Künstler in traditioneller Technik in Gips geschaffen hat. Der Ausstellungstitel, der einem seiner unveröffentlichten Gedichte entlehnt ist, mag die Assoziation an die Tradition der Totenmasken wecken, aber Gips bedeutet für Lüpertz vor allem ein Material, das viel Spontaneität zulässt, eine für Lüpertz' Schaffen äußerst wichtige Kategorie. Gips verwendet er nicht als bloßes Bozzetto oder als Vorstufe zur Bronze, sondern die Gipse kommt eine eigenständige Stellung zu, die sich auch in ihrer Kolorierung ausdrückt.
Lüpertz hat gelegentlich in Interviews seine Angst vor dem Älterwerden und dem Tod ausgedrückt. Als Thema begleitet ihn der Tod mehr oder weniger sichtbar im Hintergrund vieler seiner Werke. Häufig verweisen dabei die Darstellungen auf mythische oder historische Figuren der abendländischen Kulturgeschichte. Der „Kopf der Flora“, der „Tod des Fragonard“, der Schöpfergott „Uranos“ treten beispielhaft in der Ausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden auf. Im situativen Kontext der Wald- und Parklandschaft, die durch den jahreszeitlichen Kreislauf von Entstehen und Vergehen bestimmt wird, ergeben sich von selbst Gedankenspiele und Interpretationsräume rund um die Vergänglichkeit und ihre künstlerische Bewältigung.
