
Wohin das Auge blickt, es sieht Farbe, Farbe, Farbe. Worüber das Gehirn nachdenkt, es sieht Abstraktion, Abstraktion, Abstraktion. Wovon die Erinnerung lebt, sie assoziiert in Serie, Serie, Serie. Das Dreisäulenmodell der aktuellen Ausstellung im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop verankert Farbe, Abstraktion, Serie in einem Meer aus Inspiration und Konstante, „der Verzicht auf perspektivische Darstellung und die Ablösung der Farbe vom Gegenstand sind Bestandteile dieses Prozesses“. (Ulrich Growe im Katalog) In der Gegenüberstellung von je fünfzig Gemälden aus den kreativen Händen von Alexej von Jawlensky und Josef Albers entsteht eine Begegnung zweier Künstler, die sich, wenn überhaupt, nur flüchtig kannten.
Alexej von Jawlensky (1864-1941) liebte starke, kräftige Farben, die er, thematisch immer mehr in die Nähe eines frühzeitigen Minimalismus rückend, ins menschliche, seiner Porträthaftigkeit beraubten Antlitz integrierte. Josef Albers (1888-1976) fand im künstlerischen Ausdruck schon früh zum abstrakten Konstruktivismus der de Stijl-Gruppe, elementare Raumgestaltung und die Interaktion der Komplementärfarben (auf dem Farbkreis gegenüberliegende Farben) bestimmten seine weitere Entwicklung. Albers' Einfluss auf Künstler der Abstraktion und der Pop- und Op Art wie Willem de Koning, Robert Motherwell oder Robert Rauschenberg zeigen die Bedeutung seiner Kunst. Von Jawlensky, der eng mit Wassilij Kandinsky befreundet war, stand auch der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ nahe. 1927 zeichnen sich an seinen Händen Symptome einer beginnenden Polyarthritis (Entzündung der Gelenke) ab, die schließlich 1938 dazu führt, daß er seine Malerei völlig aufgeben muss.
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