
Martin Kippenberger (1953–1997) war einer der vielseitigsten, produktivsten und einflussreichsten deutschen Künstler seiner Generation. Bis heute spaltet sein künstlerisches Schaffen, dessen subversiver Humor keinerlei Konzessionen an Vorgaben Politischer Korrektheit macht, die Gemüter der Kunstszene. Mit einem groß angelegten Rückblick seiner 20jährigen Schaffenszeit zeigt die Bundeskunsthalle die besondere Komplexität der Werke Martin Kippenbergers in all seinen Facetten.
Abb. oben: Ohne Titel (aus der Serie Krieg Böse), 1991, Öl, Lack auf Leinwand, Skarstedt, New York,©Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne
Abb. unten: Familie Hunger, 1985, Styropor, Gips, Dispersion, Holz, Sammlung Grässlin, St. Georgen
Wie kein anderer verkörperte Martin Kippenberger das Bild des Künstlers, der vollständig in seinem Werk aufgeht. Er lebte eine untrennbare Symbiose von Leben und Kunstproduktion – intensiv und exzessiv mit allen persönlichen Konsequenzen. Im weitesten Sinne sind alle seine Arbeiten Selbstportraits. Auch wenn sie ihn nicht als Person zeigen, sagen sie stets etwas über ihn und sein Umfeld aus. Sein manisches Sich-Abarbeiten an den Stereotypen, sein ätzender Witz und die Lust an Absurditäten, reflektieren das Lebensgefühl im späten 20. Jahrhundert, das zwischen Hedonismus und Nihilismus schwankt. Mitten drin, in einer permanenten Selbstbefragung, steht der Künstler.
Die 1980er Jahre waren Martin Kippenbergers wichtigste Schaffensperiode. In jener Zeit entstehen in Berlin, Hamburg und Köln Künstlergruppen, die sich der festgefahrenen Avantgarde und dem starren Kunstbetrieb jener Zeit entziehen wollen. Im subkulturellen Kontext gründet man Plattformen für die
Vernetzung und experimentiert medienübergreifend im Sinne des Do-it-yourself-Prinzips. Kippenbergers Arbeiten scheinen auf den ersten Blick einen recht unbekümmerten Dilettantismus widerzuspiegeln, den er jedoch wohldurchdacht und strategisch eingesetzt hat: seine Kunst eignet an, sie zitiert und dekonstruiert, bevor sie Neues konstruiert; sie basiert auf einer guten Kenntnis der Kultur- und Zeitgeschichte und einer präzisen Beobachtung des alltäglichen Lebens.
