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SHIVAREE

Die elastische Realität

SHIVAREE

Seit dem letzten Shivaree-Album „Who's Got Trouble“ sind mittlerweile auch schon wieder zwei Jahre ins Land gegangen. Als es denn nun an der Zeit gewesen wäre für ein neues Werk von Ambrosia Parsley, Duke McVinny, Danny McGough und den diversen anderen Musikern, die von Zeit zu Zeit das Projekt Shivaree ausmachen, gab es nur ein Problem: Ambrosia war zu jenem Zeitpunkt schwanger.

„Ich wusste also, dass ich nicht mit dem neuen Material auf Tour gehen könnte, wollte aber dennoch nicht aufhören, Musik zu machen“, erzählt Ambrosia, „ich hatte allerdings schon länger mit der Idee gespielt, mal ein ganzes Album mit Cover-Versionen einzuspielen. Der Gedanke hat mich stets zum Kichern gebracht.“

Das Ergebnis, „Tainted Love: Mating Calls And Fight Songs“, ist dabei eine höchst eigenwillige Sammlung geworden. So gibt es hier Tracks von Phil Spector, R Kelly, Leadbelly, Gary Glitter oder Chuck Berry zu hören. Wo ist hier denn der rote Faden?

„Es gab - musikalisch gesehen - kein großartiges Konzept“, erklärt Ambrosia, „wir haben sehr schnell gearbeitet - ungefähr ein Song an einem Tag - und dabei versucht, möglichst interessante Versionen der Songs zu machen. Motley Crue sind zum Beispiel einfach meine Homies. Ich stamme aus dem Valley, was eines der Heavy Metal Mekkas schlechthin ist. Es machte einfach Spaß und Sinn, ein Motley Crue Stück aufzunehmen. Ike Turner ist einer meiner Lieblings-Gitarristen. 'Good Night Irene' von Leadbelly habe ich früher als Schlaflied gehört, das mir meine Tante immer vorgesungen hatte. So kam das alles zusammen - ich habe Stücke von Leuten ausgewählt, die mich persönlich interessierten - und es sollten auch immer die Autoren der Tracks sein. Ich habe mich bemüht, kein persönliches Urteil über die Songs zu fällen. Ich bin die Sache ein wenig klinisch und mit einer Prise Humor angegangen. Es sollte nicht so ernst werden, sondern so etwas wie eine lustige kleine Party-Scheibe entstehen. Eine Art Mix Tape, das wir für euch gemacht haben, als ich ein Baby bekommen habe.“

Das heißt ja wahrscheinlich, das es wichtig ist, die Songs von einer möglichst ungewöhnlichen Perspektive zu betrachten, oder?

„Hm ja“, meint Shivaree, „wir sind ja keine Gala Band, die auf Hochzeiten und Betriebsfesten spielt.“

Dabei arbeitete Ambrosia nicht nur mit verschiedenen Musikern - darunter auch Benjamin Biolay - sondern auch ohne stilistische Vorbehalte. Ist es für sie wichtig, sich immer wieder neu zu definieren?

„Ich denke schon, denn meine Realität ist doch manchmal ein wenig verbogen“, überlegt sie.

Was meint denn das?

„Nun, die Sachen, die ich machen kann, sind nicht immer die die ich machen möchte“, versucht sie, zu erklären, „es wäre das schon hilfreich wenn die Dinge - wie soll ich sagen - ein wenig elastischer wären. Es wäre schon schön, wenn Shivaree nach wie vor nur ich, Duke und Vinnie wären und wir immer im Alter von 25 mit einem Bus auf Tour sein könnten. So funktioniert das aber nicht. Und somit sind wir nicht immer zusammen und deswegen muss ich mich überall, wo ich bin, mit Musikern anfreunden um weiter aktiv sein zu können. Wobei Duke und Vinnie schon so etwas wie meine Familie sind.“

Das muss aber alles nun eh ein wenig zurückstehen, wie uns Ambrosia erklärt:

„Weißt Du, eine der angenehmen Aspekte, die es mit sich bringt, ein Baby zu haben ist der, dass sich alles ändert“, meint Ambrosia, „ich denke momentan nicht an solche Dinge und habe auch keine Lust, mir Sorgen zu machen. Ich bin eine Songwriterin und werde immer Songs schreiben und aufnehmen und meine kleinen Scheiben herausbringen. Die neue Scheibe hat einfach Spaß gemacht und sollte auch nicht weiter analysiert werden. Ich hoffe, das ich 2008 wieder eigenes Material herausbringen kann und auf Tour gehen werde. Mehr kann ich dazu momentan nicht sagen.“

Bis dahin sollte dann die neue Scheibe für sich sprechen ...

Aktuelles Album: Tainted Love: Mating Calls And Fight Songs (V2)

Foto: Melanie Nissen


Januar 2007
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