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AMERICAN HEAD CHARGE

Leben jenseits der Maskerade

AMERICAN HEAD CHARGE

In der Riege junger, extrem alternativer, amerikanischer Bands darf man nun auch das frisch bei American Recordings gesignteSeptett begrüssen. Dass sich die Qualitäten der Band um die beiden Köpfe Chad Hanks und Martin Cock aber nicht auf Äusserlichkeiten beschränken, wurde beim schwierig zu organisierenden Telefonplausch mit Bassist Chad deutlich.

Die Basis der Band entstand eher ungewöhnlich. Chad und Martin waren Zimmergenossen einer Entzugsklinik. Gemeinsam fand man zu neuer Stärke und schrieb erste Songs, bevor der Personalstamm der gegründeten Band unaufhaltsam wuchs. Der Bandname und seine Bedeutung ist Herrn Hanks selbst ein Rätsel. „Eigentlich bedeutet er nichts. Wir haben ihn seit den Anfängen und schleppen ihn immer noch mit uns herum. Mittlerweile tritt diese Frage auch nicht mehr so oft auf. Niemand fragt doch heute mehr nach dem Hintergrund von Bandnamen wie z.B. Rage Against The Machine. Der Name ist lediglich eine Verbindung, eine Identifikation der Musik und ihrer Künstler.“ Das Songwriting liegt grösstenteils in der Hand der beiden Ex-Junkies. „Jedoch wird ein AHC-Song nicht nur von uns bestimmt. Jedes Bandmitglied bringt im Proberaum seine eigene Würze mit ein und macht den Track zu dem, was er letztendlich ist.“ Die elektronischen Elemente, gespielt von zwei, wie das Info Sheet besagt, „Audio Terrorizers“ prägen den krankhaft aggressiven und doch angenehm melodischen Sound der Band. „Diese Parts haben einen durchaus psychedelischen Touch, sind aber für uns relativ natürlich, sind wir doch mit Bands wie beispielsweise Ministry aufgewachsen. Sie machen einfach bizarre Sachen, die einfach passen.“AMERICAN HEAD CHARGEDer offensichtlich als Wortspiel gedachte Albumtitel „The War Of Art“ rührt von Erlebnissen der Entziehungskur der beiden Bandleader her. „Wir mussten damals „The Art Of War“ lesen. Du darfst natürlich deine eigenen Interpretationen veranstalten.“ Aspekte des Krieges finden sich aber auch im Business der Künste wieder. „Es ist schlimm, dass Du Freiheiten aufgrund der Ängste der Plattenfirmen einbüßen musst, sei es eine unterschiedliche Auffassung von Ästhetik oder visuellen Ausdrucksformen. Es ist immer ein Krieg gewesen, das zu veröffentlichen und unser Image so aufzubauen, wie wir es letztendlich wollten.“ Einen Haufen Ärger gab es im Heimatland der Weirdos mit örtlichen Feuerwehrleuten... „Oh ja, das kam einige Male vor. Unsere erste Tour, nachdem wir gesignt wurden, war Ozzfest. Und wir wussten einfach nicht, dass man um Erlaubnis fragen muss, wenn man auf die Bühne gehen und ein Gewehr abfeuern will oder irgendwelche Klamotten in Brand stecken möchte.“ Normal ist das ja auch nicht. „Der Hintergrund ist folgender: Wir spielten die Ozzfest-Tour als Opener morgens um 11, ohne eine Platte zu haben - und wir wollten einfach nur ein wenig Aufmerksamkeit erreichen. Und so war es recht effektiv. Die Leute tendieren dazu, sich wie Schafe zu verhalten. Wenn einer zuschaut, tun es alle.“ Inzwischen ist es für die Jungs aber möglich, sich auf ihre Musik als Standbein einer guten Show zu verlassen. Und die musikalische Umsetzung lässt stellenweise in Melodie- und Harmonieführung beste Zeiten von Faith No More wieder aufleben. Das ist zum einen ein grosses Kompliment, aber auch ein gerechtfertigtes, wenn man die Umsetzung der variablen Ideen bedenkt. Warten wir ab, was man von diesem durchgeknallten Haufen noch erwarten kann.

Aktuelles Album: The War Of Art (American/Mercury)

Weitere Infos: www.headcharge.com

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