„Virgo“ ist bereits das dritte Album der schwedischen Songwriterin Sarah Klang. Mit diesem Werk schlägt die Frau, die sich selbst ein Mal als „das traurigste Mädchen Schwedens“ nannte, eine Art musikalischen Mittelweg zwischen dem wirklich melancholischen Folkpop-Debüt „Love In The Milky Way“ und dem wesentlich poppigeren zweiten Album „Creamy Blue“ ein - während sie sich inhaltlich wieder mit ihrem Gefühlsleben und ihren persönlichen Erfahrungen auseinandersetzt. Es ist für eine Songwriterin, die so direkt das eigene Innenleben anzapft dann vielleicht in diesem Sinne ganz gut, dass diese Album schon fertig war, bevor die Pandemie begann, oder?
„Wir hatten in Schweden ja eigentlich nie einen richtigen Lockdown“, erklärt Sarah, „wir hatten zwar Regeln wie die, dass wir uns nur mit Leuten mit denen wir auch zusammenlebten treffen sollten oder dass die Restaurants um 8 Uhr zumachen mussten. Aber wir konnten immer rausgehen und Freunde treffen, wenn wir das wollten."Die Songs des neuen Albums waren jedenfalls dann nicht von der Pandemie betroffen, oder?
„Nein – das Album war gerade fertig, als die Pandemie begann“, bestätigt Sarah diese Vermutung, „ich schätze aber, dass mein viertes Album dann meine Pandemie-Scheibe sein wird."
Warum ist da neue Album nach dem Sternzeichen „Virgo“ - bei uns also „Jungfrau“ - benannt? Ist die Astrologie etwas, was Sarah am Herzen liegt?
„Also erst mal habe ich das Sternzeichen 'Jungfrau' – und dann weiß ich auch nicht so recht. Meine Mama und viele meiner Freunde stecken tief drin im Thema Astrologie. Ich nehme das aber nicht so ernst. Ich finde das Ganze eher amüsant. Speziell in den letzten Jahren hat es ja eine ganze Bewegung von Feministinnen gegeben, die der Astrologie insbesondere in den sozialen Medien eine Plattform gegeben haben. Ich denke aber dass das insofern amüsant und niedlich ist, weil ich glaube, dass die Leute einfach nur nach einer Beschäftigung suchen. Manchmal denke ich, dass es Sinn macht – aber dann wieder eben auch nicht.“
Nun ja – Astrologie als Religionsersatz ist ja tatsächlich eine eher irritierende Zeiterscheinung. „Exakt“, pflichtet Sarah bei. Wie ist die Scheibe denn musikalisch konzipiert? Es war ja wieder das selbe Team verantwortlich, wie bei den letzten Scheiben und Sarah arbeitete eng mit Produzent und Songwriterkollege Kevin Anderson zusammen. Die neuen Songs ähneln aber nur teilweise jenen, die Sarah auf dem im Vergleich poppigeren „Creamy Blue“ präsentierte – tendieren aber auch wieder in die nachdenklich/melancholische Richtung.
„Also in der Minute, nachdem ich die letzte Scheibe fertig hatte, habe ich mir schon gedacht, dass ich ein solches Album nicht noch ein Mal machen wollte. Es war einfach zu fröhlich. Ich wollte in etwa wieder in jene Richtung gehen, in die auch der Song 'Strangers' von meinem ersten Album 'Love In The Milky Way' ging." Wir erinnern uns: „Strangers“ ist keine melancholische Folk-Ballade, sondern eine nachdenkliche Mid-Tempo-Popnummer in Moll. Tatsächlich gibt es einige Tracks auf „Virgo“ die ebenfalls in diese Richtung gehen – wenngleich sie stilistisch ein wenig anders positioniert sind.
"Ja, 'Strangers' war ja einer der ersten Songs, die ich geschrieben habe“, erinnert sich Sarah, „ich wollte nun also diese Stimmung aufgreifen aber vielleicht das Ganze klanglich etwas anders gestalten und ein paar durch moderne Pop-Sounds gefilterte 60's oder 70's Vibes einbinden, die dann zu den 80ern führten. Es sollte mehr Gitarren und Synthesizer geben. Das vor allen Dingen wegen der Klangmöglichkeiten, denn man kann nicht in ein Mal erarbeiteten Klangwelten feststecken bleiben.“
Es ist ja davon auszugehen, dass Sarah in ihren Songs persönliche Erfahrungen verarbeitet. Woher kommt dann der „Ghost Killer“, der einem der neuen Songs den Namen gibt?
"Ja, das stimmt“, bestätigt Sarah, „alle meine Songs sind persönlich und ich singe nur über mein eigenes Leben. Der 'Ghost Killer' ist mein Freund. Wir leben dicht beieinander und ich traf ihn im Bus. Er war anfangs ausdauernder als ich und sogar ein wenig aufdringlich – daher kam dann das Bild des 'Ghost Killers'. Ich habe mich dann aber doch sehr in ihn verliebt und ich bin froh, dass das passiert ist. Ich gebe aber zu, dass ich mich in einen Stalker verliebt habe.“ Auch wenn das ein wenig spooky erscheint - es scheint sich insofern aber förderlich auf Sarahs Persönlichkeit ausgewirkt zu haben, denn heutzutage präsentiert sie sich wesentlich ausgeglichener und entspannter als das ursprüngliche „traurigste Mädchen von Schweden“.
Aktuelles Album: Virgo (Pangur / Indigo) VÖ: 07.05.
www.sarahklang.com
Foto: Fredrika Eriksson