Brendan Adams ist wohl das, was man guten Gewissens als klassischen Troubadour bezeichnen darf. Der Songwriter aus Kapstadt, der seine Laufbahn als Straßenmusiker begann, genoss zwar seine musikalische Lehrzeit in seiner südafrikanischen Heimat, kam dann aber über einen Gelegenheits-Job in Schottland nach Europa und machte sich dann mit seinen angenehm temperierten, relaxten Folkpop-Songs, auch recht bald dort einen Namen als Live Musiker. Sein viertes Album, ´Spirit´, (das erste, bei dem er den Zusatz ´Trio´ weglässt) spielte er nun unter der Regie des mit einem Latin-Grammy ausgezeichneten Produzenten Alvaro Alencar mit brasilianischen Musikern in Rio De Janeiro ein. .
Bei all dem hat er aber nie den Bezug zu seinen Roots verloren - wie schon alleine durch den breiten, südafrikanischen Akzent deutlich wird, den Adams nach wie vor inne hat. Über welche Art von ´Spirit´ reden wir eigentlich im Zusammenhang mit dem neuen Werk?„Nun, wenn ich ein Album mache, dann schreibe ich so um die 50 Songs“, erklärt Brendan, „und dann versucht man, die Songs auszusuchen, die zueinander passen – nicht nur musikalisch, sondern auch was die Themen betrifft. Und dann realisierte ich irgendwann, dass es auf dem ganzen Album irgendwie um 'Spirits' ging. Eigentlich hat ja sogar jeder Ort irgend eine Art von Geist und natürlich jeder Mensch. Manchmal trifft man sogar Menschen, die den Geist von jemandem haben, den man schon zuvor getroffen hat. Jedenfalls habe ich das schon erlebt. Und so spürte ich, dass der ´Spirit ´ das Thema der meisten Songs darstellte. Und hiermit meine ich den Geist des Lebens, den Geist der Liebe, der menschlichen Wesen innewohnt.“
Dass Brendan den Titel nicht leichten Herzens gewählt haben wird, liegt in seinem ausgeprägten Interesse an der Dichtkunst begründet. So bezieht sich der Song ´Bright Star´ etwa auf eine gemeinsame Begeisterung von Brendan und seiner Frau für den tragischen, romantischen Poeten John Keats (über den Jane Campion einen gleichnamigen Spielfilm drehte, den Brendan auch sehr mag). Aber auch in seinen eigenen Songtexten wimmelt es von Formulierungen, Aphorismen und Bildern, die man – mangels anderer Möglichkeiten – durchaus als poetisch und lyrisch bezeichnen möchte. Ist denn der Prozess des Lieder Schreibens vergleichbar mit dem Schreiben von Gedichten? „Für mich gilt das auf jeden Fall“, bestätigt Brendan ohne zu zögern, „ich kann mit konventionellen Texten nichts anfangen. Ich muss das einfach aus der Position eines Dichters schreiben – schon alleine um mich von meiner eigenen Realität lösen zu können. Ich erschaffe eine vollständig anonyme Identität – eine Art Anti-Person – aus deren Sicht ich dann die Dinge darstelle. Das ist das berühmte 'weiße Blatt' mit dem alles beginnt. Man kann sich so vollständig in Emotionen verlieren. Für mich ist das wie bei Melodien. Ich sehe die Worte im Zusammenhang – aber ohne die einzelnen Wörter zu betrachten, sondern deren Bezug zueinander. Deswegen liebe ich die Poesie auch sehr.“
Ist es demzufolge eigentlich immer klar und deutlich, worüber Brendan gerade spricht oder gibt es da auch den Aspekt der Mystik?
„Das würde ich schon sagen, denn es wäre ja irgendwie eigensüchtig, Dinge zu schreiben, ohne anderen die Möglichkeit zu geben ihr eigenes Verständnis darüber zu kreieren. Das ist es auch, was ich an Bob Dylan oder Neil Young so schätze, Nimm z.B. Neil Young: Der schreibt ja im Grunde genommen einfache Texte – aber einige Zeilen hauen Dich dann wieder regelrecht um.“
Brendan Adams stellt sich damit – ganz bewusst – in die Tradition der großen seines Genres. Musikalisch hat sich Brendan Adams heute ganz dem akustisch inspirierten Folkpop verschrieben, den er – als gebürtiger, multikulturell inspirierter Südafrikaner allerdings auf seine Weise auslegt. So wurde das neue Material in Rio De Janeiro eingespielt und enthält neben afrikanischen und brasilianischen auch karibische Elemente bis hin zur Hawaii-Gitarre. Er ist halt das Sinnbild des klassischen Troubadours.
Aktuelles Album: Spirit (Love Duty / Broken Silence)