Er zählt zu den 100 besten Gitarristen der Gegenwart und verdiente sich einst seine Sporen als Musiker für Joni Mitchell und George Harrison, doch letztlich will Robben Ford kein Star sein, sondern einfach nur spielen. Bei seinem zweiten Auftritt binnen Jahresfrist in der Zeche Bochum verbittet sich der kalifornische Saitenvirtuose deshalb gleich mehrfach Bildaufnahmen, weil ihn das Fotografieren in seiner Konzentration stört – und wer nicht hört, der bekommt von Ford den Mittelfinger gezeigt oder wird seines Platzes in der ersten Reihe verwiesen. „Jetzt glaubt ihr uns vermutlich nicht mehr, dass wir ganz nette Jungs sind“, sagt er nach der Aktion fast kleinlaut, doch allein die Tatsache, dass ihm jedes Mal ein verschmitztes Lächeln übers Gesicht huscht, wenn nach einem seiner vielen brillanten Solos Applaus aufbrandet , ist eigentlich Indiz genug dafür, dass wir es hier nicht mit einer Diva zu tun haben, sondern mit jemandem, dem die Musik über alles geht. Etwas verwunderlich ist höchstens, dass sich Ford mit seiner fantastisch eingespielten dreiköpfigen Band an diesem Abend fast ausschließlich auf die Songs seiner letzten beiden Alben ("Bringing It Back Home" und "A Day In Nashville") stürzt, wenngleich er damit ein erfreulich breites Spektrum abdeckt. Denn obwohl Blues(-Rock) seine Kernkompentenz ist und bleibt, begeistert der 62-Jährige in Bochum nicht zuletzt auch dann, wenn er zeitweilig auf Booker Ts Soul-Train aufspringt, sich kurz dem Rock-Pop öffnet oder bei einigen langsamen Titeln sein Jazz-Faible genüsslich auslebt. Nach rund 100 Minuten gehen deshalb längst nicht nur die vielen, vielen (Hobby-)Gitarristen im Publikum glücklich nach Hause.