Es ist ein schwer zu begreifendes Phänomen, dass ein solch begabter Künstler wie Spencer Krug an einem solch kleinen Ort wie der Wohngemeinschaft spielt, während andere, durchaus vergleichbare Künstler - Tom Odell sei hier stellvertretend genannt - in ungleich viel größeren Venues gastieren und diese füllen. Die etwa 60 Gäste wird dies jedoch an diesem Abend kaum gestört haben, waren sie doch Teil des intimen Rahmens, der genau die richtige Atmosphäre für Krugs Performance schuf.
Der eigentlich viel zu hoch auf einem Hocker und drei Sitzkissen platzierte Kanadier, den man auch von Wolf Parade und Sunset Rubdown kennt, leitet sein Konzert erfreulich unprätentiös mit der Bemerkung ein, er würde hier eine Stunde Klavier spielen, man solle sich einfach wohl fühlen, und auch mal zum Rauchen oder Getränke holen rausgehen. Das wollte jedoch kaum jemand wie sich im Verlauf des Konzertes zeigen sollte, da das Publikum gebannt an seinen Fingern und Lippen hing. Zu intensiv war die Darbietung Krugs, dessen virtuoses Klavierspiel mit der Melodie in der einen und dem Takt in der anderen Hand, zu kraftvoll der Bass seiner empathischen Stimme, als dass man etwas davon verpassen wollte. Neun der elf Stücke stammten dabei von seinem tollen Album „Julia With Blue Jeans On“ aus dem vergangenen Jahr. Und wer das Album kennt, sollte sich ungefähr ausmalen können, wie schön der Abend war. Mehr davon, bitte!Text + Foto: Marco Pawert
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