(Paul Zsolnay, 383 S., 24,00 Euro)
"Omama" wollte ich schon lesen, bevor die ganze Aufregung um Lisa Eckhardt losging – großes Indianerehrenwort! Aber dann brach der Sturm im Feuilleton-Wasserglas los, die Republik befasste sich nicht nur mit Corona, sondern auch intensiv mit dem Romandebut der in Leipzig lebenden Kabarettistin – sogar mein Leseexemplar stammt schon aus der 2. Auflage. Läuft für Eckhardt. Umso enttäuschter war ich, als der Kampf durch die Lebensbeschreibung der Großmutter begann. Der Grundansatz besteht im Aufdecken verdrängter Schuld der (Groß)Elterngeneration, der Enttarnung verklärter (Groß)Mutterliebe und des Entmystifizierens eines "in echt" von Sadismus, Neid, Egoismus und Verlogenheit geprägten DorfAlltags. So weit so gut. Leider bestehen aber weite Teile des Buchs aus Aneinanderreihungen von Texten, die eher Kabarettnummern sein wollen. Es sind die Eckhardt-typischen SprachWortSpiele(reien) und ausgefeilte narrationsfreie Schachtelsätze, eine wirkliche Handlung ist eher zufällig (wobei es bei Literatur natürlich auch nicht wirklich auf Stringenz ankommt). Mord und Rauferei, Suff und Sex sowie Körperflüssigkeiten aller Art spielen bei der überambitionierten DörflerBeschimpfung eine prominente Rolle und manche Seite besteht aus einer langen Kette von – oftmals durchaus klugen – Aphorismen. Einzig in den Kapiteln, die sich den RentnerSchmuggelTouren nach Ungarn und der geriatrischen Kreuzfahrerei widmen, nimmt der Text Fahrt auf. Dort sollte Lisa Eckhardt beim nächsten Mal ansetzen, gern weiter unter Verwendung der niedlich-drastischen Dialektausdrücke.Weitere Infos: www.hanser-literaturverlage.de/autor/lisa-eckhart