SOPHIE ELLIS-BEXTOR

(Cooking Vinyl / Indigo)

Mit (un)schöner Regelmäßigkeit werden in meinem Bekanntenkreis Augen verdreht, wenn ich meine Begeisterung für S.E.B. gestehe. "KunststoffChartsPop – wie kann man nur?!" ist da noch das freundlichste und "Hörste doch nur, weil du die Frau so hübsch findest!" das perfideste an Unterstellung, was mir dann so entgegen schallt. "Ja", bei S.E.B.’s Äußerem haben sich der liebe Gott und die Kosmetikindustrie besondere Mühe gegeben und nochmal "Ja", ihre Musik ist sehr Formatradio-freundlich – so what?!. Deshalb jetzt raus aus der Verteidigungshaltung, rein in die Analyse: "Hana" (jap. für "Blüte") entstand unter dem Eindruck einer Japan-Reise und bündelt so die Reihe ortsbezogener Alben, die 2014 mit dem osteuropäisch inspirierten "Wanderlust" begann und 2016 im lateinamerikanisch geprägten "Familia" ihre Fortsetzung fand, zu einer Trilogie. Ein track heißt denn auch "Tokyo", wobei diese zarte Ballade voller LiebesSchmerz (I’m with you / and you’re in Tokyo again) eher eine Stelle zum Atemholen ist – zwischen all den schwerst tanzflurtauglichen up- und mid-tempo-Songs. Die Synthies blubbern und wimmern herzzerreißend zu schnurgeraden beats und S.E.B. schmachtet und trällert und flötet, dass es eine reine Freude ist – posh as hell. Nachdem sie ihre fanbase mit amüsant improvisierten Karaoke-Shows aus ihrem Privathaus via Instagram und Youtube durch die Corona-lockdowns geleitete (was dann irgendwie zu einer best-of-Kopplung "Songs from the Kitchen Disco", einem zugehörigen Livealbum "Kitchen Disco: Live from the London Palladium" und sogar zu einem Kochbuch namens "Love. Food. Family: Recipes from the Kitchen Disco" eskalierte), haben wir nun endlich "richtig" neuen, wenn auch sehr vertraut klingenden S.E.B.-Stoff. Und ganz egal, was die Bekannten sagen: it’s (still) murder on the dancefloor! 4
Weitere Infos: www.sophieellisbextor.net

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