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LAIBACH

Wir sind das Volk

LAIBACH

(Mute / PIAS))

Es war am 10. Februar 2020, also kurz bevor die Konzert- und Theaterwelt in den lockdown geschickt wurde, dass ich mit zwei sehr alten Kameraden das Berliner HAU besuchte. Wir hatten uns seit den frühen 90ern nicht mehr persönlich getroffen, aber dass Laibach musikalisch Heiner Müller illustrieren werden, bedeutete nicht nur das Zusammenfinden von zwei sehr verwandten DenkSchulen, sondern war auch ein guter Grund für ein privates Wiedersehen mit einstigen Mitstreitern in Sachen "Wir sind das Volk". Heiner Müller war beim Thema Volk und Nation schon immer skeptisch, besonders in der allgemeinen Euphorie des Jahres 1990: "Ich hab sehr gut verstanden, gerade im Herbst vorigen Jahres, warum der Brecht immer darauf bestand, ’Bevölkerung’ zu sagen statt ’Volk’." (ich hatte mir im November 1989 dann "Wir sind der Wald" auf ein T-Shirt mit dürren Bäumen gekrakelt und dafür von Kohl-Fans fast was auf’s Maul gekriegt). Und auch wenn es schon in den 80ern Berührungen und Treffen und Pläne gab: 30 Jahre nach jenem legendären 1990 lag es auf der Hand, Texte des überzeugten Nihilisten ("Optimismus ist nur ein Mangel an Information.") mit den brachialen KlangSzenen der slowenischen Retrofuturisten zu verschränken. "Ein Musical aus Deutschland" sollte die Bretter der WeltBühnen erobern. Nach Texten von Heiner Müller. Dann kam aber – s.o. - Lockdown und KulturBremse, so dass auch das HAU die Inszenierung erst jetzt – passend zum Erscheinen des Laibach-Soundtracks - wieder aufnimmt. Splitter aus u.a. "Philoktet", "Germania: Tod in Berlin", "Leben Gundlings..." und diversen Gedichten (z.B. die Zeile "Ich will ein Deutscher sein" aus "ABC") – die Worte fügen sich zum dichten und (wir sprechen von Laibach!) natürlich schwer martialischen KlangTeppich. In der Bühneninszenierung streif(t)en da schon mal Stuka-Projektionen über die Ränge: „Durch Wind und Wetter klingt das Fliegerlied“ weit jenseits von Hans Albers oder Extrabreit. Dazwischen wandelt die phantastische Malka Spiegel auch mal zu süßen StreicherSamples hauchend durch den "Traumwald", begegnet dort aber einem "Kind in Rüstung, Harnisch und Visier, im Arm die Lanze". Das Ganze kulminiert in Agnes Manns hysterisch-epochalem Vortrag von "Herakles 2 oder die Hydra" zur industriellen LaibachSinfonik. Danach folgt noch die nackte, beängstigend wahre und aktuelle "Abschlussrede" des NSK-OberPhilosophen Peter Mlakar: "Wir sind das Volk nur durch die Liebe". Ich sehe den Mann noch immer mit seinem Zettel vor dem gefallenen Vorhang stehen und verkünden: "Ihr Deutschen dient gerne. Noch lieber gehorcht ihr Autoritäten. Deshalb kann man euch auch nicht vertrauen." Stimmt. Leider. Trotzdem bzw. deswegen: große Kunst hier. Und frei von jedem falschen Optimismus. 5
Weitere Infos: www.laibach.org

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