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JOE HENRY

10.02.2018 Kito Bremen

Der Auftrittsort für Joe Henrys Abstecher nach Bremen ist gut gewählt: Auf dem Dachboden des Kito wirkt alles echt und unverfälscht, jede Bodendiele, jeder Holzbalken erinnert hier an die jahrhundertelange Geschichte des früheren Packhauses Vegesack. Auch der lässig mit Jeans und schwarzem Sakko bekleidete amerikanische Troubadour hat viele Storys mitgebracht, die er in seinen facettenreichen Americana-Liedern genauso erzählt wie dazwischen. Sie reichen von lehrreich bis anrührend, etwa wenn er über den Hunger nach Liebe und Zusammenhalt spricht oder den traumatischen Abend auf Tournee wieder lebendig werden lässt, an dem Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Trotz aller Ernsthaftigkeit, die ihn stellenweise sogar etwas unnahbar wirken lässt: Als er ´Believer´ augenzwinkernd als Mischung aus ´Amazing Grace´ und ´Let´s Get It On´ ankündigt, hat er die Lacher auf seiner Seite. Mit der Akustikgitarre als einzigem Helfer (lediglich für zwei Songs seines Meisterwerks ´Civilians´ wechselt er an den Flügel) lässt er in rund 100 Minuten (fast) seine ganze Karriere Revue passieren, vom kürzlich wiederentdeckten ´Short Man´s Room´ von 1992 bis hin zu ´Climb´, dem vielleicht ergreifendsten Song seiner aktuellen LP ´Thrum´. Danach besteht kein Zweifel: Als Grenzgänger zwischen den Genres mag Joe Henry stets ein Geheimtipp geblieben sein, als Songwriter aber ist er ein Gigant, der in der Liga der ganz Großen zu Hause ist.


Weitere Infos: › www.joehenrylovesyoumadly.com


März 2018
EMILY BARKER
JOE HENRY
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