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JOACHIM ZELTER

Im Feld

Klöpfer&Meyer Verlag, 156 S., 20,00 EUR

Zelter ist laut Klappentext ein "passionierter Radsportler", man darf also davon ausgehen, dass dem Mann Euphorie und Frustration des Rennradfahrens vertraut sind. Sein asketischer "Roman einer Obsession" (den man vor dem Niedergang der literarischen Gattungsunterscheidung vielleicht als Novelle bezeichnet hätte) beschreibt genau das – die Freude an der physischen Leistung, das Staunen beim Sieg des Willens über den Körper, die regelmäßige aufleuchtende Erkenntnis des Wahnsinnigen im eigenen Tun und den gruppendynamischen Ansporn zum Weitermachen, gern in Verbindung mit schamhaften Versagensängsten. Stilistisch sauber und schnörkellos wird der permanente Leistungsdruck, dem man sich – sofern man diesbezüglich nicht mit einer ungewöhnlich starken Psyche ausgestattet ist – in einem Peloton aussetzt, hier durch den sagenumwobenen Tourführer Landauer personifiziert. Der treibt die Hobbyradler kilo- und höhenmeterfressend durch die Vogesenberge. Ohne Gnade führt er "seine" Gruppe weit über jedes Limit hinaus – was man auch als Parabel für die (Auto)Suggestion im spätkapitalistischen Karrierekrieg deuten kann. Ob man dabei nun vor der nächsten 20%-Rampe aussteigt oder weiter strampelt, liegt im eigenen Ermessen.
Weitere Infos: › www.joachimzelter.de


Mai 2018
BJÖRN BERGE
JOACHIM ZELTER
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