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GEREON KLUG

Low Fidelity

Haffmans & Tolkemitt Berlin, 240 S., 19,95 EUR

Meine Mailadresse gehört seit Jahren dem newsletter-Verteiler des Musikalienfachhandels "Hanseplatte" an, wobei ich gestehen muss, dass mich "Hans E. Plattes Briefe gegen den Mainstream" zwar regelmäßig zu weit mehr als bloßem Schmunzeln und gelegentlich auch zu einigen Nachdenkeinheiten veranlassten, ihr urkapitalistisches Ziel, mich zum Bestellen von in HH gerade ganz wichtigen Platten oder anderem Zeugs zu verleiteten, aber doch verfehlten. Hans E. Platte gesteht "Mit dem Newsletterschreiben habe ich schon früh angefangen. Damals war das ganz aufregend. Ich war, glaube ich, 14 oder so. (...) Später habe den Absprung nie geschafft. Geld für einen ordentlichen Entzug war auch keins da." Wobei in diesen Konsumempfehlungen gern über alles Mögliche referiert wird (gern durch Besteigen der höheren Gipfel dada-gleichen NichtSinns) und die anzupreisenden Neuigkeiten aus Bescheidenheit, Vergesslichkeit oder konzeptioneller Systemverachtung gar keine Erwähnung finden. Manchmal ist es aber auch anders, Klug hat schließlich Erfahrung in der Werbebranche. Eine Auswahl dieser Rundmails versammelt nunmehr ein sehr handlicher Pappband, zu dem Rocko Schamoni sagt: "Kaufen Sie dieses Buch von Gereon Klug! Wer es nicht kauft, wird eines Tages sterben." Damit könnte der Herr richtig liegen, Vorbeugen ist in jedem Fall besser, denn selten war hamburgzentriertes Klugscheißertum so unterhaltsam. Und ich bin gespannt, wie lange das mit dem Sticker "Spiegel-Besteller" gut geht.
Weitere Infos: › www.hanseplatte.com


Oktober 2014
GEREON KLUG
LEONARD COHEN (mit einem Text von Jens Sparschuh)
MAX GOLDT / MARTIN Z. SCHRÖDER
WIGLAF DROSTE
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