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Richard Long – Prints 1970 - 2013

Museum Kurhaus Kleve



„River Avon Mud Drawings“ (1989) – das sehr bekannte Portfolio mit drei Siebdrucken ist eines der schönsten Beispiele aus der Graphikproduktion von Richard Long. Filigran schlängeln sich feine schwarze Linien über schlammig-braune Flächen und suggerieren Eindrücke kleiner Rinnsale oder junge Triebe von diversen Bäumen. Obwohl der Werkkatalog graphischer Arbeiten von Richard Long nur fünfundfünzig Positionen umfasst, trägt dieser Teil des künstlerischen Handwerks des Künstlers genauso seiner Bedeutung bei wie die unzähligen Steinkreise, Skulpturen und Holzarbeiten in der Natur.

oben: Rosin Dubh – A Slow Air, 1976, Farblithographie, 50,7 x 76 cm (Auflage: unbekannt)
unten: Dust Dobros Desert Flowers,1987, Radierung mit Pigmenten aus Erde, 82,4 x 58,4 cm (Auflage: 44 Exemplare)

Der einhunderteinundzwanzig Kilometer lange Fluss Avon im Südwesten Englands fließt auch durch Bristol, der Heimatstadt des bedeutenden Land Art-Künstlers Richard Long (* 1945). Wegen seiner ausgeprägten Gezeitenaktivität, sagte Richard Long in einer kurzen Rede zur Eröffnung seiner Ausstellung „Prints 1970 - 2013“ im Museum Kurhaus Kleve, fließe der Avon beständig in zwei Richtungen. Diese meereinwärts – meerauswärts dominierte Fließrichtung unterscheide den Avon vom Rhein, der seine Fließrichtung niemals ändere. Richard Long öffnete mit diesem Gedankenbild den künstlerischen Zugang zu seiner Arbeit „Rhine Mud Labyrinth“, die er für das Museum Kurhaus aus Material (Schlamm) des Rheins geschaffen hat und die am 1. Juli dieses Jahres zum Ende der Ausstellung übermalt sein wird. Zum dritten Mal richtet das Museum Kurhaus dem Künstler eine umfassende Schau aus – jetzt mit dessen Druckgraphik aus fast vier Jahrzehnten.Richard Longs Kunst beziehungsweise die Möglichkeit, sie zu betrachten, ist zeitlich begrenzt. Sie lebt von der Vergänglichkeit und den unkontrollierbaren Eingriffen der Natur, die immer wieder ihr Territorium zurückfordert, wenn Richard Long seine Landmarken und Skulpturen in Wüste, Steppe, Eis und Schnee zurückgelassen hat. Mit „Prints 1970 – 2013“ zeigt das Museum Kurhaus erstmals sämtliche graphischen Arbeiten von Richard Long. Der Nimwegener Sammler Gerard Vermeulen stellte dabei die überwiegende Zahl der druckgraphischen Werke zur Verfügung. Offsetprints und Siebdrucke von Richard Longs weltweit unternommenen Kunst-Reisen, basierend auf Fotografien, Zeichnungen und anderen Materialien zeugen davon, wie der Künstler mit dem Material umgeht, das er am Ort seines jeweiligen Aufenthaltes findet. Im Gegensatz zu den ausgeführten Arbeiten vor Ort sind die grafischen Werke schon für die Ewigkeit angelegt. Stets befindet Richard Long sich im Einklang mit der Natur, aus der er seine konzeptuellen und minimalistisch geprägten Ansätze entnimmt. Roland Mönig schreibt im Katalog: „Ungeachtet des sehr bewussten und souveränen Umgangs mit einer Vielzahl graphischer Techniken: Richard Long versteht sich nicht im strengen Sinn als Graphiker.“ Dennoch erschaffen Linien, Kreise und Spiralen, die auch oft als Wandarbeiten mit Schlamm aus diversen Flüssen ausgeführt werden, nur in diesem Zusammenhang ein eindimensional geprägtes Natur-Bild des Künstlers. Die thematisch und nicht auf einer Zeitschiene ausgerichtete Graphikwerkschau zeigt die eigentlich absichtslos entstandenen Graphiken, die Longs überragende Themen Wasser, (Eis-)Wüste und karge Landschaften begleiten. Offensichtlich werden neben einer natürlich geprägten Einsamkeit und einer vorausahnbaren Unterwerfung unter die Gesetze der Natur vor allem die überragende Stille und die Ehrfurcht vor dem Natürlich-Schöpferischen im Werk von Richard Long. Wenn sich der große Themenkreis geschlossen hat, steht der Betrachter vor dem Beginn von Richard Longs künstlerischer Tätigkeit: die ersten vier Grafiken, die nach Wanderungen durch Dartmoor (1970/72) entstanden sind. Bis 30.06.2013 Museum Kurhaus Kleve, Tiergartenstraße 41, 47533 Kleve Tel.: 02821-75010 E-Mail: info@museumkurhaus.de Geöffnet: di – so 11 – 17 Uhr Eintritt: 7/4,50 Euro Katalog 24,50 Euro
Weitere Infos: www.museumkurhaus.de


Juni 2013
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