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GET WELL SOON

Es wird schon wieder...

GET WELL SOON

Wer Konstantin Gropper auf der Straße sähe, käme kaum auf den Gedanken, dass der junge Mann soeben in vierjähriger Kleinarbeit einen Tonträger erarbeitet hat, der in Sachen Originalität, Opulenz, Arrangements, Songwriting, Detailfülle und Abwechslungsreichtum hierzulande seinesgleichen sucht. Stilistisch relativ ungebunden jongliert Gropper dabei mit Elementen aus Indie-Rock, Klassik, Folk, Pop in jeder Spielart und sogar Elektronik. Und die Songs selbst stehen als strahlende Beispiele dafür im Raume, was alles möglich ist, wenn man sich selbst keine Grenzen auferlegt.

Scheiben wie diese, sagte ein Mal ein anerkannter deutscher Produzent, braucht man hierzulande gar nicht erst zu versuchen – denn sie würde eh keiner glauben. Wie muss man denn getaktet sein, um so etwas überhaupt zu versuchen?

"Nun ja, in Deutschland lehnt man sich für gewöhnlich nicht so weit aus dem Fenster", umschreibt es Konstantin diplomatisch, "vielleicht bin ich da auch ein bisschen größenwahnsinnig – das kann schon sein – man darf eben nicht davor zurückschrecken und ich habe so lange daran gearbeitet, bis die Sachen so klangen."

Das zahlt sich freilich aus: Noch bevor das Debüt-Werk in den Läden steht, haben sich Get Well Soon – nun auch als Band - bei der auch Konstantins Schwester und sein Cousin beteiligt sind – als Live-Act einen Namen gemacht, der sie sogar, als erste deutsche ungesignte Band, bis zum Glastonbury Festival führte. Warum aber bastelt jemand, der über einen solchen Fundus verfügt, alleine, zu Hause an seiner Musik?

"Zunächst mal weil das heutzutage überhaupt möglich ist", verrät Konstantin, "und dann deswegen, weil ich meine Musik doch zu sehr auf eine Art rational komponiere. Es ist bei mir immer mehr Wille als Zufall. Die Songs entstehen teilweise schon mit fertigen Strukturen im Kopf. Es liegt auch daran, dass ich sehr ungerne unfertige Sachen präsentiere. Das heißt auch, dass es live erst umgesetzt ist, wenn es auf Platte schon fertig produziert ist. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht in Zukunft auch mit Band aufnehmen werde."

Und warum heißt das Ganze "Get Well Soon"?

"Das ist programmatisch für die Platte", erklärt Konstantin, "ich will ja nicht behaupten, dass es ein fröhliches Album ist, aber ich denke doch, dass es doch einen gewissen Hoffnungsschimmer ausstrahlt und ich am Ende eine positive Note vermittle: Eine gute Besserung für mich und den Hörer. Es ist mir wichtig, dass eine bestimmte Idee zugrunde liegt und die Songs dieses Thema beleuchten. Und das Thema ist: Wo finde ich Halt in der Welt? Ich möchte, dass meine Musik nicht nur für mich interessant ist, sondern auch von anderen verstanden wird. Wenn sich dann die Leute auch noch über einen längeren Zeitraum damit beschäftigen können – was mir von vielen auch bestätigt wird – dann habe ich mein Ziel erreicht."

Das hört sich nun so an, als plane Konstantin alles bis ins kleinste Detail voraus. Ist Konstantin Gropper ein Control Freak?

"Ich würde 'nein' sagen", überlegt er, "zum Einen, weil ich ja alleine arbeite, und zum anderen, weil ich mich als Bandleader nicht als Diktator sehe."

Für Konstantin scheint das alles selbstverständlich zu sein und wie von selbst zu klappen. Was ist dann für ihn überhaupt eine Herausforderung.

"Ich denke, eine Herausforderung ist es, zu erkennen, wenn etwas nicht funktioniert", meint er, "Nick Cave hat mal gesagt, dass ein Song, an dem man länger als zwei Stunden arbeitet, nichts taugt. Wenn es dann nicht klappt, sollte man nicht versuchen, etwas zu erzwingen."

Erzwungen klingt das Debüt-Album von Get Well Soon keineswegs. Vielmehr beweist Konstantin Gropper, dass man mit Kreativität, Ideenreichtum und ohne Angst vor Sachzwängen immer noch zu beeindruckenden musikalischen Ergebnissen kommen kann. Sogar in Deutschland.

Aktuelles Album: Rest Now Weary Head! You Will Get Soon (City Slang / Rough Trade)


Foto: Jan Windszus

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