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I MIGHT BE WRONG

Ein bisschen Hans Wurst

I MIGHT BE WRONG

Ganz richtig, Radiohead haben einen Song, der so heißt, wie diese Band hier. Welch ein gefundenes Fressen! Aber hat man dies einmal zu den Oberflächlichkeitsakten gelegt, kann man bei I Might Be Wrong mehr als jene platte Parallele entdecken. Zum Beispiel, dass ein Wirrwarr auch etwas Reinigendes haben kann, dass Debütalben manchmal gar keine sind und dass man manchmal auch zwischen den größten Gefühlswelten völlig richtig liegt. Namen sind doch eh nur Schall und Rauch.

Lisa von Billerbeck, in ihrer Vergangenheit Palmpeaches-Köpfchen und Interims-Sängerin bei Monochrome, und Andreas Bonkowski, in seiner Gegenwart ein musikalisch emsiger Tausendsassa (Siva, SDNMT, Corwood Manual), sitzen im Hans Wurst. Das Hans Wurst ist eine neu und gemütlich eingerichtete Lokalität im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg, die ihren Namen nicht zum Programm gemacht hat. Denn weder Mett noch Würstchen, sondern ausschließlich fleischlose Speisen gehen hier über die Ladentheke. Eine gute Sache, wenn auch mit irreführendem Namen. Damit wäre man auch gleich wieder beim (leidigen) Thema, das für Lisa und Andreas natürlich nicht neu ist:

„Unser Name hat nicht wirklich etwas mit Radiohead zu tun. Wir denken bei I Might Be Wrong nicht an Radiohead, sondern an unsere Band. Wenn dann jemand den Radiohead-Song meint und uns darauf anspricht, merkt man erst wieder: Ach ja, der Song hat ja den gleichen Namen wie wir.“

Lisa und Andreas sind der kreative wie konstante Kern dieses Wirs, das ein wahres Wirrwarr hinter sich hat. Es war in erster Linie das sich entweder neu- oder umbesetzende Personalkarussell, das sich von Anfang an permanent und beständig bei I Might Be Wrong drehte. Ganz im Gegenteil zu der Festplatte, auf der die Band im Winter 2004/5 ihr eigentliches Debüt aufgenommen hatte: nahezu alles war weg und im Orbit der Computerwelten verpufft! Das, was der Herrgott ihnen noch gelassen hatte, nahmen I Might Be Wrong und stopften es auf eine EP. Ein hartes Schicksal, das aber ein Gutes zur Folge haben sollte: ein komplett neues Debütalbum. Zwei Songs von denen, die damals bei dem Crash draufgegangen sind, wurden nochmals aufgenommen und mit auf „It Tends To Flow From High To Low“ genommen, alle anderen Songs sind sozusagen Post-Crash.

„Wir sind mittlerweile auch fast schon ein wenig froh, dass dies alles so passiert ist. Denn zu dem damaligen Zeitpunkt waren wir noch keine richtige Band, sondern alles war noch total wirr. Jetzt macht es eigentlich erst richtig Sinn.“

Passend dazu sind sie nun mit ihrem „neuen“ Debüt bei ihrem Wunschlabel Sinnbus-Records gelandet und geben dem Berliner Haus damit eine weitere vielseitige Gesichtsfarbe - und diese neu hinzugekommene Farbe ist in ihren poppigen Nuancen bunt und düster zugleich. Denn so warm wie das heimelige Wohnzimmer, so knisternd wie in Weilheim, so Wolken verhangen und Sonne strahlend die wechselnden Jahreszeiten sein können, so durchwachsen klingen diese zehn Stücke. Durchwachsen im positiven Sinne, weil sie sich damit zwischen erdrückender Schwermut und schwereloser Leichtigkeit bewegen.

I Might Be Wrong kommen mit den glücklichsten Momenten um die Ecke, ziehen danach weiter durch die tiefsten Tiefen und pendeln sich dann schüchtern in der Mitte des Herzens ein. Und dort verankern sie sich mal himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt, mal kleinfisselig oder großpoppig, mal ganz romantisch oder eben auch gänzlich desperat. Die zwei Berlinerinnen und drei Berliner tändeln leichtfüßig mit und zwischen den Gefühlen. Schwermütig und unbeschwert tänzeln sie von Niedergeschlagenheit zu losgelöster Schwerelosigkeit und wieder zurück:

„Ja, das Album hat keine klare Linie, sondern es umfasst diese Aufs und Abs. Es ging in unserer Bandgeschichte viel hoch und runter und auch aus dem eigenen Leben kennt man dies ja nur allzu gut. Für mich klingt diese Platte nach diesen krassen Höhen und Tiefen.“

Mit dieser wechselhaften Tonart liegen die Berliner zwar zwischen den Gefühlsextremen, damit aber auch immer ganz richtig. I Might Be Wrong machen ihren Namen also nicht zum Programm - fast so ein bisschen wie Hans Wurst.

Aktuelles Album: It Tends To Flow From High To Low (Sinnbus / Alive)



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