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Texte schreiben ist egoistisch

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Schon „The Black Room“, das Debüt der Editors, war sehr düster ausgefallen. Das neue Album „An End Has A Start“ steht dem in nichts nach. In dieser Düsternis ist aber auch eine gewisse Schönheit enthalten – mal mehr, mal weniger offensichtlich. Natürlich sind die Texte dementsprechend auch keine Berichte von lustigen Ferientrips. Selbstverständlich sind Bassist Russell Leetch und Sänger Tom Smith nicht wirklich depressive Menschen, eine Verbindung zu seinem Leben haben Smiths Texte allerdings doch. Tom: „Bei dieser Platte geht es viel um Krankheit und Tod, weil in meinem Leben in den letzten Jahren entsprechende Dinge geschehen sind. Allerdings ist da auch viel Liebe auf dem Album. Es sind nicht Geschichten über mich, sondern angelehnt an Geschehnisse aus meinem Leben. Auf einer Ebene sind die Texte also sehr persönlich, andererseits ist das nicht meine Biographie, sondern weniger spezifisch.“

Habt Ihr eine Vorliebe für solche bedeutungsvollen Themen?

Tom: “Meine Aufgabe als Textschreiber ist es, dem Zuhörer über die Lyrics oder die Bilder einen Zugang zu dem Song zu ermöglichen. Die Lyrics kommen aus tief gehenden Gefühlen. Auch bei Bands, die ich liebe und deren Texte ich analysiere - wie The National, Arcade Fire oder auch R.E.M. - ist das so. Es ist anstrengend, die Texte nur zu lesen. Wenn man sie aber gesungen hört, richten sie einen auf. Ich bin, glaube ich, nicht gut darin, einfache und triviale Geschichten zu beschreiben – habe es allerdings auch noch nicht versucht. Vielleicht werde ich es mal probieren, aber nicht jetzt.”

Ihr habt diesmal mit einem anderen Produzenten zusammengearbeitet?

Russell: “Wir haben mit Garret Lee zusammengearbeitet, als wir die UK-Single Bullets aufgenommen hatten. Das dauerte allerdings nur einen Tag. Seit der Zeit wollten wir mal wieder mit ihm arbeiten. Im September hat es dann geklappt und wir haben mit ihm in einer Woche Bones aufgenommen. Danach war klar, dass er das ganze Album produzieren sollte. Zudem wussten wir, dass er Alben mit einem Gesamtkonzept macht und genau das wollten wir.”

Der NME hat Euch mal als „Britains gloomiest band“ bezeichnet – seht Ihr Euch selbst so?

Tom: “Ich denke, wir sind eigentlich sehr bodenständige Leute. Menschen, die unsere Band kennen und mögen, fühlen sich durch unsere Musik nicht schlecht – eher besser.”

Habt Ihr dann manchmal Angst, dass die Leute zu viel auf die Lyrics achten?

Tom: “Das kann so sein, wenn die Leute da zu viel hinein interpretieren. Darüber denkt man aber beim Schreiben der Texte nicht nach. Das ist zwar sehr egoistisch, aber beim Texten denkt man nur an sich.”

Russell: “Es ist manchmal komisch, wie viel einige Fans über Details bei unseren Texten wissen wollen.”

Tom: “Das kann einem sogar manchmal Angst machen. Es ist aber auch die Macht, die die Musik hat. Sie kann eine Verbindung zu Menschen aufbauen - das Leben begleiten. In Verbindung mit dem Text kann daraus dann eine ganz besondere Beziehung werden, wie sie sich der Autor nie hätte vorstellen können.”

In “Smokers At The Hospital Door” habt ihr so ziemlich alle Facetten vereint. Der letzte Song, “Well Worn Hand “ ist dann dagegen sehr zurückgenommen.

Tom: “Wohin das Album uns führen würde, wussten wir erst am Ende der Session. Allerdings war klar, dass wir einen sehr reduzierten Ausklang haben wollten. Well Worn Hand haben Chris und ich in einem Take aufgenommen. Wir wollten etwas Unreines haben, etwas nicht ganz sauberes, was aber dadurch nur noch mächtiger wurde. Man kann da sogar meinen Fuß auftreten hören. Als wir Smokers aufgenommen hatten war dann klar, dass das der Opener - bei Well Worn Hand, dass es der Schlusspunkt sein würde.”

Was ist dann Eurer Meinung nach mächtiger: Das zurückgenommene Ende oder der lautere Anfang?

Tom: “Für das Album als Ganzes… für mich persönlich ist der letzte Song der mächtigste. Das hängt aber wohl auch damit zusammen, wie der Text entstanden ist. Ich habe die Lyrics geschrieben, nachdem ein Freund von mir auf dem Heimweg von der Arbeit umgebracht wurde. Völlig ohne Grund. Als ich diese Nachricht hörte, konnte ich mir nicht vorstellen, was für ein Mensch so etwas einem anderen antun könnte. Darin ist keine Hoffnung, keine Romantik oder sonst was in dem Song. Es geht nur darum, die Tür zur Welt zu schließen und nie wieder hinaus zu gehen. Es gibt keine Fortsetzung, wenn so was passiert. Das Gefühl in dem Kontext ist für mich der stärkste Song auf dem Album.”

Hast Du Angst davor, diesen Song auf einer langen Tour viele Male zu singen?

Tom: “Das Gefühl ist da, wenn man den Song schreibt. Es verändert sich schon was, wenn man einen Song jede Nacht spielt, aber wir werden sehen.”

Kannst Du das gut für Dich trennen?

Tom: “Wenn man ein Album macht geht es darum, das Gefühl, das man beim Schreiben hatte, aufzunehmen. Wird dann ein Song live gespielt, ist das etwas anderes. Man durchlebt die Songs nicht, wenn man sie spielt.”

Russell: “Das Gefühl ist allerdings immer noch da. Es ist immer da. Darum geht es eigentlich.”

Aktuelles Album: An End Has A Start (PIAS)



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