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STEREO TOTAL

Ich bin nackt.

STEREO TOTAL

Vier Jahre sind eine lange Zeit. Besonders in der schnelllebigen Welt der Musikverwertung. Man muss sich seiner Sache schon sehr sicher sein, um so lange keine neue Platte zu veröffentlichen. 2001 erschien das fünfte Stereo Total Album „Musique Automatique“ durch die Kooperation ihres Labels Bungalow mit dem Virgin-Ableger Labels quasi in einem Major-Kontext. Das deutsch-französische Duo stand nun im gleichen Bestellkatalog wie Daft Punk oder Lenny Kravitz. 2005 erfolgt wieder der Schritt zurück ins Indie-Lager. Nach vier Alben bei Bungalow haben Françoise Cactus und Brezel Göring eine überraschende neue Heimstatt in einer Stadt außerhalb von Berlin (soll es vereinzelt noch geben) gefunden: das Münchener Label Disko B reiht das sechste Werk des musikalischen Paares in seine ansonsten eher technoide Veröffentlichungsgeschichte ein.

Brezel: „Wir finden Bungalow als Label nach wie vor sehr gut, Markus und Holger haben alle Labelentscheidungen immer als Musikliebhaber und nicht als Geschäftsleute getroffen, und sie sind damit eine Menge Wagnisse eingegangen. Unsere Entscheidung, zu Disko B zu gehen, hatte nicht direkt mit Bungalow zu tun: wir haben seit sehr langer Zeit (4 Jahre, für uns ist das lange) keine Platte mehr veröffentlicht; es war wie ein Neuanfang und daher auch die Entscheidung, zu einem anderen Label zu gehen. Wir bleiben Bungalow freundschaftlich verbunden.“

Wie schon bei „Musique Automatique“ haben Françoise und Brezel auch dieses Mal die Produktion wieder vertrauensvoll in die Hände von Cem Oral (Jammin Unit, Air Liquide) gelegt. Bei einer Band wie Stereo Total, die sich auch stark über den sehr eigenen Trash-Sound identifiziert, beinhaltet solch ein Schritt auch immer ein Risiko.

Brezel: „Cem hat die Platte abgemischt, ohne dass wir dabei waren oder Einfluss darauf gehabt hätten. Wir hatten das Gefühl, zuviel Kontrolle zu haben; wir wollten, dass unerwartete Dinge passieren, dass der Zufall wieder mitspielt. Natürlich geht so was in gewisser Weise immer nach hinten los, aber mit jeder Tür die man schließt, geht eine andere auf (oder so ähnlich).“
Wie die meisten Interpreten, singt auch Françoise am liebsten über die Liebe. Mit ihrem charmanten Akzent könnte das leicht wie eine eingedeutschte Jane Birkin klingen, wären da nicht die doch eher sonderbaren Botschaften, wie z. B. „Du bist schön von hinten“, „Ich liebe Liebe zu dritt“ oder „Ich bin nackt“. Haben wir es bei Stereo Total vielleicht mit einer Kabarett-Version von John und Yoko zu tun?
Françoise: Obwohl ich Fan von John und Yoko bin, denke ich, dass Brezel und ich unsere Love Story nicht so öffentlich machen. Eins meiner Lieblingsthemen für Songs ist Liebe, und Sexualität gehört meistens dazu. Meine Lieblingssongwriter schreiben über Sex: Serge Gainsbourg, Momus. Es ist auch eine Tradition im französischen Chanson. Außerdem geht es mir in den Liedern um Sexualität noch um weitere Themen. ‚Liebe zu dritt’ ist eine Alternative zum einsamen Dasein des Computerfreaks und des SMS-Schreibers. ‚Ich bin nackt’ ist ein Song über die dummen süßen Gespräche, die Verliebte miteinander führen.“
Außer Liebe dominiert noch ein weiteres Thema „Do The Bambi“: Kino bzw. Hörkino.
Brezel: „Alles fing damit an, dass wir verschiedene Filme neu vertont haben, also zur Filmvorführung live einen neuen Soundtrack gespielt haben. Das haben wir mit ‚Weekend’ von Jean Luc Godard, ‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo’ und einem Jaques Tati-Film gemacht. Dann kam die Anfrage von den Regisseuren des Dokumentarstreifens ‚Cinemania’ wegen eines Soundtracks und schließlich haben wir ein Hörspiel mit Musik für den Bayrischen Rundfunk aufgenommen. Zum Schluss hatten wir eine unüberschaubare Menge von Liedern, die alle mit Kino (bzw. Hörkino) zu tun hatten. Davon haben wir die Besten für die neue Platte aufgenommen.“

Als die beiden „Cinemania“ aufnahmen, bekamen sie Besuch im Studio, der sich gleich als Bereicherung für die Aufnahme entpuppte.
Françoise: „Bei Arte gibt es jetzt eine Sendung, die nachts läuft ("Durch die Nacht mit..."), oder so ähnlich. Für die Engelke-Nacht wurde ich von Arte gefragt, ob Anke mich besuchen könnte. Ich sagte, ich hätte kaum Zeit, weil wir dabei waren, unsere neue Platte aufzunehmen. Dann sagte Arte: ‚Okay, wir besuchen euch im Studio.’.

Aktuelles Album: Do The Bambi (Disko B/Hausmusik/Indigo)
Weitere Infos: › www.stereototal.de

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