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BRAINLESS WANKERS

Gegen alle Regeln

BRAINLESS WANKERS

So verschieden die Meinungen sind, sind auch die Geschmäcker. Das junge Berliner Septett verschreibt sich voll und ganz dem Punkrock, auch wenn das viele anders sehen mögen. Mit zwei Trompeten im Boot und unbändiger Spielfreude haben sich die Brainless Wankers aus den Niederungen der Szene nach oben geboxt, was nicht zuletzt mit der Veröffentlichung des hervorragenden Albums „Consider Yourself Rocked“ das vorhandene Potential deutlich unterstreicht.

„Man trifft immer auf unterschiedliche Vorstellungen des Begriffs Punkrock. Für mich bedeutet er eher, das quasi alles möglich ist und man vor allem alles darin unterbringen kann, worauf man wirklich Bock hat, solange es ehrlich und authentisch ist und der do-it-yourself-Gedanke dahinter steht.“ Sänger Olli weiss, wovon er spricht. So ersparte sich die Band auch im Gegensatz zum Debüt „Endorphin“ einen teuren Studiobesuch, sondern rüstete zu Hause auf. „Unsere finanzielle Lage hat uns viele Gedanken beschert, wie wir denn die nächste Albumproduktion durchführen. Wenn man ein gutes Studio bucht, probt man viel und zockt die Songs so schnell wie möglich ein, damit es nicht zu teuer wird. Deshalb haben wir uns überlegt, lieber in eigenes Equipment wie Mikrofone und Mischpult zu investieren. Bei der heutigen digitalen Technik bekommt man für vergleichsweise kleines Geld ziemlich guten Kram. Somit konnten wir uns dann viel Zeit lassen und alles in Eigenregie machen. Du kannst alles noch etwas wirken lassen, wieder verändern etc. Nur zum Mix und Mastering haben wir das Ergebnis aus der Hand gegeben.“ Die Herangehensweise des gemeinen Musikliebhabers betrachtet Olli relativ nüchtern. Er weiss um die Probleme des Schubladendenkens. „Die Punkrock-Polizei lauert überall und wirft schnell mit Sachen um sich, über die sie sich nicht genügend Gedanken gemacht hat. Wegen der Trompeten werden wir oft und gerne in die Ska-Punk-Ecke gedrängt, weil wir eigentlich keine Ska-Elemente in unseren Songs beherbergen, aber es ist nunmal nicht so und wir wollen es auch nicht.“ Der Trompeteneinsatz ist auch nicht konstant, sondern kommt eher bei etwa der Hälfte der Songs zum tragen. Der Rest der Songs wird als Quartett bestritten. Scheint, als würden sich die beiden Bläser gut und gerne zum Wohle der Band unterwerfen. „Der Kern und die Grundbesetzung der Band waren halt nur vier, aber eigentlich sind alle gleichberechtigt.“ So gehört auch der siebte Mann, das wohl exotischste Bandmitglied, dazu: Tänzer Denis, dessen Input unglaublicherweise auch auf dem Album gegenwärtig ist. „Beim ersten Hören ist er sicher nicht wahrzunehmen, aber diejenigen, die uns schon mal live gesehen haben, bekommen schon mit, was er da für die Band tut, auch, wenn man die Augen schliesst.“ Alles in allem sind die Brainless Wankers auch im Business vital und aktiv, denn sie wissen, dass man in der heutigen Zeit nichts mehr in den Schoß gelegt bekommt. Als erste Veröffentlichung auf ihrem eigenen Label wollen sie den Grundstein für ein Leben abseits der gecasteten Massenware legen. Und sicher werden sie mit dieser Politik ihren Weg gehen, auch, wenn es hier und da sicher schwierig wird. „Wir machen Musik ja nicht für den Markt, sondern, weil wir einfach wollen. Wenn man den Leuten vermitteln kann, dass man es gerne tut und sie das in Form von Plattenkäufen etc. honorieren, wäre das sehr schön. Wer anders an Musik ran geht, hat schon verloren.“ Also: Wir dürfen uns dann wohl schon mal als gerockt betrachten.

Aktuelles Album: Consider Yourself Rocked (Rockhit/Alive)


Weitere Infos: › www.brainlesswankers.de


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