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TERRORGRUPPE

Hosen covern Onkelz

TERRORGRUPPE

Ethikrat, ick hör Dir klopfen! Der Name einer der sympathischsten Punkbands (Halt, die Kameraden machen Aggropop!) unserer Hauptstadt wird zur Zeit ja leider von Bin Laden und Co. missbraucht, und wer momentan Merchandising der Herren trägt, kann mit Nichtbeachtung und Desozialisierung rechnen. Und alles zu Unrecht, wie ein Telefonat mit Haudegen Jacho alias Jonny Bottrop klarstellte.

Das neue Werk der Helden heisst Blechdose und kommt auch in einer solchen verpackt daher. „Im Handel heisst diese Verpackungsart „Metallbox“, aber wir fanden Blechdose erdiger. Passt auch ganz gut zum Stichwort Verpackungsverordnung: Kein Pfand - keine Rückgabe!“ Ursprünglich war die Namensgebung dieses etwas anderen Live-Albums allerdings per Website-Voting geplant. „Die meisten Stimmen erhielten folgende fünf Titel: „Fuck The Fucking Fuck-Fuckers“ - „Good Music - Fuck Off!“ - „Das war ihr Leben“ - „Hosen covern Onkelz“ - „Musik von Arschlöcher“. Dann kam uns die Idee mit der etwas anderen Verpackung und haben es Blechdose genannt.“ Und diese Scheibe erscheint nun auf ihrem eigenen Label, wo man doch zuletzt einen grossen Schritt zum Punk- und Hardcore-Spezi Epitaph machte. „Epitaph wollte nie mit uns eine Live-Platte machen, daher war von Anfang an klar, dass wir es selber machen. Die hatten einfach nicht genug Vertrauen, weil sie dachten, ein Livealbum einer Punkband wäre so ein liebloser Mitschnitt einer Show, aber wir haben ja etwas ganz anderes gemacht.“ Und dies beim eigenen Label zu tun, ist natürlich anstrengend, aber auch um einiges angenehmer. Und die Idee der Live-Scheibe rührt schon seit einigen Jahren von den Fans her, die Band stand nicht unbedingt hinter diesem Projekt. Aber mit guten Aufnahmen und dem aussergewöhnlichem Konzept, die eigenen Sachen mit Samples grosser Live-Auftritte von etwa Cheap Trick (Live at Budokan) oder Kiss zu verfeinern, wurde das Unterfangen mit vollem Einsatz verwirklicht. „Wenn schon eine Live-Platte, dann wenigstens richtig kitschig und mit ein wenig Selbstverarschung! Darum haben wir solche pathetischen Ansagen wie „We‘re gonna have a Rock‘n‘Roll-Party!“ reingeschnitten. Ich bin sogar extra übern Flohmarkt gelatscht und hab solche Scheiben gekauft.“ Die Lizensierung solcher Samples stellte sich als völlig unproblematisch heraus. „Man braucht das gar nicht! Ansagen von Bands darf man genauso wie Nachrichtensprecher samplen, so viel man will, weil es ja kein urheberrechtlich geschützter Song ist. Sonst dürften ja auch satirische Magazine auch keine Nachrichtenschnipsel verwenden. Wir haben uns vorher extra schlau gemacht.“ Und das hat sich gelohnt, denn sonst wären nun kaum Schnipsel von den Stones, Bob Marley oder Thin Lizzy und auf der Single auch Marylin Manson enthalten. Auch die Songauswahl entstammt einem Poll auf der bandeigenen Homepage, was die Interaktivität der Combo im wahrsten Sinndes Wortes unterstreicht. „Viele haben halt einfach keinen Bock, sich mal ein Stündchen vor den Rechner zu hocken und ne Rundmail zu starten. So sind sie halt, die Rockmusiker: dumm und faul!“ Wo die Terrorgruppe als überzeugte Aggropopper natürlich rausfallen. Auch die Kommunikation mit dem Publikum, was auf dieser Veröffentlichung exquisit festgehalten wurde, fällt bei den Jungs etwas aus dem Rahmen. Anstatt „Zugabe“ oder einem ordinären „Jaaa!“ reisst die Terrorgruppe ihre Fans zu Zurufen wie „Fick dich du Arschloch und spiel Gitarre!“ oder „Du blöder Rockstar, dir hau ich die Nase platt!“ hin. „Diese Idee wurde auf grossen OpenAirs geboren. Da spielen wir meistens Nachmittags, so an vierter oder fünfter Position und abends spielen dann immer die ganz grossen, eingebildeten Rockstars. Wir hoffen dann immer darauf, dass sie ihr Publikum fragen: „Are you feeling alright?“ und die Leute dann, nachdem sie den ganzen Nachmittag von uns indoktriniert wurden, mit „Fick dich du Arschloch!“ oder Ähnlichem antworten. Das wäre so herrlich! Stell dir vor, beispielsweise Creed spielen nach uns und tausende von Menschen schreinen denen auf eine solche Frage hin ein kollektives „Fuck you, you asshole!“ entgegen.“ Passiert ist es wohl bisher noch nicht. Aber der Gedanke klingt recht wunderbar. Abschliessend bleibt noch zu berichten, das die Website www.terrorgruppe.com derzeit erstaunlich viele Hits aus den amerikanischen Streitkräften und den Vereinigten Arabischen Emiraten vorzuweisen hat. Zufall oder Weisung? Nix da: Die ganze Welt braucht diese Band!



Aktuelles Album: Blechdose (Destiny/SPV) VÖ: 14.1.



Weitere Infos: › www.terrorgruppe.com

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