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LET´S EAT GRANDMA

Leben. Schlangen. Welt.

LET´S EAT GRANDMA

Bereits im Alter von 13 Jahren begannen die Freundinnen Rosa Walton und Jenny Hollingworth aus Norwich zusammen an ersten Songs zu basteln. Als der Ire Kiran Leonard schließlich drei Jahre später auf die Musik der Damen aufmerksam wurde, ihnen einen Manager besorgte und damit schließlich dazu beitrug, dass 2016 ihr Debütalbum ´I, Gemini´ herauskam, waren sie sozusagen schon versierte Veteraninnen. Kein Wunder also, dass sie bereits auf ihrer ersten Tour neue Stücke spielten, die erst jetzt, auf dem zweiten Album ´I'm All Ears´ zum Tragen kommen. Im Vergleich hierzu war, das, was auf dem Debüt zu hören war, dann tatsächlich eher Kinderkram.

„Diese Stücke haben wir ja auch geschrieben, als wir viel jünger waren“, erklärt Rosa (die natürlich heutzutage – wie Jenny auch – nicht besonders alt ist), „und diese Songs waren ja auch gar nicht für ein Album gedacht. An den neuen Songs arbeiten wir hingegen schon ziemlich lange. Sie sind über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden und handeln demzufolge von den letzten zwei Jahren unseres Lebens.“

Und da gibt es einiges zu erzählen. Ist das vielleicht auch der Grund, warum viele der neuen Stücke recht lang geraten sind? ´Cool & Collected´ ist über 9 Minuten lang und ´Donnie Darko´ (das – insbesondere live - zu einer Art Trademark-Track der Damen geworden ist) sprengt mit 11:19 sogar die 10-Minuten Grenze.

„Ja“, räumt Rosa ein, „das hängt aber auch damit zusammen, dass wir so viele Ideen in die Songs reinpacken.“

„Wir haben auch eine veränderte Zeitwahrnehmung, wenn wir zusammen musizieren“, gesteht Jenny, „denn während der Aufnahmen sehen wir ja nicht den Zeit-Code. Erst wenn die Aufnahmen fertig sind, können wir erkennen, wie lange wir gespielt haben.“

Dazu gehört auch, dass sie – neben vielen instrumentalen Zutaten – auch stark mit den Mitteln der Dynamik arbeiten und es auch immer wieder schaffen, Spannungen aufzubauen, die dann aber auch – zuweilen geradezu orgiastisch – wieder aufgelöst werden.

„Da sagst Du was“, meint Jenny, „und das ist dann auch der Grund, warum es einige instrumentale Zwischenspiele auf der Scheibe gibt, die die Sache ein wenig auflockern – weil uns nämlich selbst aufgefallen ist, dass wir ständig diese dynamischen Spannungen aufbauen und uns das selbst manchmal zu viel wird.“

Ist es denn so, dass Jenny und Rosa auf dem neuen Album ihre persönlichen Erfahrungen verarbeiten?

„Ja, und ich glaube, wir müssen auch erst mal wieder ein paar Lebenserfahrungen sammeln, bevor wir neues Material schreiben können“, gibt Jenny zu Protokoll und Rosa ergänzt: „Wir haben durchaus Perioden, in denen wir intensiv an neuen Songs arbeiten und solche, in denen wir auf Tour sind. Dann schreiben wir für eine Weile nicht.“

Man kann aber doch auch über sekundäre „Erfahrungen“ schreiben, wie sie das zum Beispiel bei „Donnie Darko´´ oder ´Snakes & Ladders´ tun, oder?

„Ja, aber die Sache ist die, dass wir das gerne kombinieren möchten“, erklärt Jenny, „unsere Songs sollen alle irgendwie vom Leben handeln. Wir kombinieren also externe Ideen mit unserem Leben. Nur mal als Beispiel in 'Snakes & Ladders' wurde zwar vom Design des Spiels inspiriert, es geht aber auch um echte Schlangen – vor allen Dingen aber um Abhängigkeiten in Beziehungen.“

In der Presse wurde bislang über Let's Eat Grandma wie über ein echtes Zwillingspaar berichtet. Diesem Eindruck treten sie heutzutage jedoch energisch entgegen. „Wir machen schon noch alles zusammen“, erklärt Rosa das, „aber wir entwickeln uns natürlich auch als Persönlichkeiten weiter und machen – jede für sich – ihre eigenen Erfahrungen. Sagen wir mal so: Wir sind nicht ein und dieselbe Person – wir sind keine Zwillinge.“ Aber ein perfekt aufeinander eingespieltes Team sind Let's Eat Grandma bis heute. Davon legt ´I'm All Ears´ beredtes Zeugnis ab.

Aktuelles Album: I´m All Ears (Transgressive / PIAS)

Foto: Ullrich Maurer


Juli 2018
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