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HOUNDMOUTH

Vom Tellerwäscher zum Rockstar

HOUNDMOUTH

Die Geschichte der Band Houndmouth begann als Duo und findet nun als Quartett ihre kommerzielle Vollendung. Dabei sind die Jungs und Mädels keinesfalls geblendet vom plötzlichen Interesse an ihrem Debüt „From The Hills Below The City“ und wissen genau, dass dem ersten Schritt alsbald der zweite folgen muss. „Natürlich feiern wir jeden kleinen Erfolg wie eine große Party und doch übertreibt es niemand, denn immerhin ist die Band unser aller Lebensinhalt und ständig betrunken zur Arbeit zu gehen, kostet dir irgendwann den Job“, lacht Drummer Shane Cody seinen heutigen Kater weg und kann es immer noch nicht glauben, dass sich plötzlich sogar deutsche Magazine nach dem Wohlbefinden der Truppe erkundigen.

So verrückt es alles für die vier Musiker aus South Indiana auch sein mag – ihren Humor haben sie nicht verloren. Zum Glück.

„Sorry, halb Zehn morgens ist nun wirklich nicht Rock’n’Roll“, entschuldigt sich der Tour-Manager gleich zur Begrüßung und ergänzt pflichtschuldig, dass die gestrige Nacht für Houndmouth länger als geplant ging und seine Schützlinge gerade ihren Hangover auszukurieren. „Da müssen sie jetzt durch.“

So läuft es nun mal, wenn man als Band die Garage des Vaters verlassen hat, ein Label für seine Songs fand und die Journalisten plötzlich allesamt Spalier stehen, um ihre Stories mit ereignisreichen Zitaten zu füllen – die Houndmouth trotz ihrer jungen Jahre bereits zur Genüge bieten können:

Angefangen haben Sängerin Katie Toupin und ihr Kumpel Matt Myers nicht als Quartett, sondern zu zweit: In Kneipen und kleinen Kaschemmen traten sie auf, versuchten sich an ersten eigenen Songs und begeisterten doch meist mit Coverversionen ihrer Helden – Neil Young, The Band und Will Oldham standen ganz oben auf den ersten Setlists.

„Katie arbeitete damals noch als Vertreterin für eine Kosmetikfirma, reiste viel durch die Gegend und kümmerte sich um die Großkunden“, erinnert sich Drummer Shane Cody, der seine Bandchefin schon seit High School-Zeiten kennt. „Ich selbst habe als Tellerwäscher gearbeitet und wenn du so willst, den American Dream hinter mir.“

Während Cody über diesen Vergleich leicht schmunzeln muss, greift er sofort zum Tee und kämpft gegen den Kater am Morgen an – „dagegen sind meine heutige Probleme ein Witz. Stell dir vor, wir würden jetzt nicht hier sitzen und ich stände in der Küche: Ein Teller nach dem anderen würde zu Bruch gehen.“

An Humor mangelt es der Band keineswegs und so setzten sie vor kurzem den Mythos in die Welt, sie hätten sich alle über die amerikanische Dating-Plattform match.com kennengelernt. Was frei erfunden ist und die einzelnen Mitglieder inzwischen ein bisschen zu sehr foppt, als dass sie noch darüber lachen können.

„Jeder, wirklich jeder fragt uns das. Dabei denke ich mir, ihr hört unsere Platte und merkt hoffentlich, dass sie sehr traditionell ist und wie zur Hölle sollten wir uns so kennengelernt haben – also echt mal.“

Womit wir gleich beim Thema sind, denn dieser Tage erscheint ihr Langspieldebüt ´From The Hills Below The City´ und das Wort ´Tradition´ ist dabei nicht zu unterschätzen.

Zwischen Alternative Country und Folk-Rock Marke früher Neil Young, erzählen die Songs Geschichten aus einer anderen Zeit: Von Drogenschmugglern Anfang des letzten Jahrhunderts, Spielern ohne Gewissen und der Rezession in späten 20er Jahren. Alles Themen, die sie wohl kaum am eigenen Leib erfahren haben. Oder etwa doch?

„Also im Knast musste ich nach einer Polizeikontrolle schon übernachten – weil wir als Teenager im Park öffentlich Alkohol getrunken haben und die uns erwischten. Begeisterte Pokerspieler sind wir ebenso. Du kannst also sagen, wir haben diese Erfahrungen auf ein abstraktes Level gehoben und Songs daraus gemacht.“

So surreal die Lyrics auch wirken, so nahbar gibt sich die Band im Booklet von ´From The Hills Below The City´. Viele private Schnappschüsse wurden hier für die Veröffentlichung festgehalten:

„Aber alle anständig und nicht über Nacht entstanden. Dann wäre es ein Skandal geworden, kann ich dir sagen. Unser Bassist Zak Appleby ist der tighteste von allen.“

Was auch immer das bedeuten mag, Shane Cody hält den Grund geschickt zurück – weil bereits der erste Longplayer Bände über diese Band spricht, die es aus dem etwas verschlafenen South Indiana längst in die weite Welt geschafft hat.

So schön das für Houndmouth auch ist, sie wissen genau, dass die eigentliche Arbeit erst jetzt auf sie zukommt und wollen dabei vor allem einst: Nur nicht ihren Humor verlieren.

Aktuelles Album: From The Hills Below The City (Rough Trade / Beggars / Indigo)




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