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SELIG

Love, Peace & Happiness

SELIG

Im letzten Sommer verabschiedeten sie sich mit Festival-Gigs vom alten Programm, waren reif für die Insel. Dort, in England, spielten sie mit dem ehemaligen Produzenten von Robbie Williams das dritte Album nach der Selig-Reunion in 2008 ein, bevor sie nun auf eine 16 Konzerte-Tour gehen...

„Wenn Du auf der Bühne stehst, diesen Augenblick teilen kannst mit dem Publikum... Wenn Du momentan bist, wenn der Funke überspringt, dann ist das ein rechtsfreier Raum, wo alle da sind“, umreißt Sänger Jan Plewka die Visionen, die anno 2012 beim einem Selig-Konzert übersprangen bzw immer noch aktuell sind. Das war im Großen im Juli 2012 als Headliner beim Overland-Festival in Bremervörde ebenso wie im kleinen Rahmen im November bei einem Promogig vor circa 300 Menschen im ´Molotow´ auf der Hamburger Reeperbahn Das wird im März auf der großen Club-tour nicht anders sein. Dazwischen lagen die o.g. schönen Momente, in denen Selig mit dem Producer Steve Power (u.a. Blur, Robbie Williams) in den East Midlands in England das insgesamt sechste Studioalbum aufnahm. Power adelte die Band sogleich als „Outstanding Band from Germany.“ Power atmete den Geist der Botschaften ein, ohne jedes einzelne gesungene Wort verstehen zu können. Die Message stimmte! Und sie kam an. ´Love & Peace´ wurde via Selig-homepage bereits vor Weihnachten als free download angeboten, weil man, so Plewka, „Liebe und Frieden ja nicht verkauft, sondern schenkt.“

So war es denn auch kein Wunder, dass ein Fan zeitnah ein Video zu besagtem Song in Collagenform bastelte, ihn online stellte. Mit ´Magma´ sind die fünf Musiker scheinbar als Kollektiv / Freundeskreis bei sich selbst angekommen. Zwischenmenschliche Aspekte zählen. Vorbei das in der ersten Single ´Alles auf einmal´ thematisierte „Leben im Überflug, mit Leichtsinn und Selbstbetrug.“

Egal, ob z.B. in ´433´ der Rausch der Sexualität in einem Hotelzimmer oder der Frequenzstörbereich bei W-Lan besungen wird. Der spirituelle Funken der 12 Songs springt über. Der Titelsong ist subjektiv der Höhepunkt: „Ein Lachen weint in meiner Brust ... zwischen hellstem Schein und Nirgendwo. Ohne Angst und ohne Wiederkehr...“ schlängeln sich Plewkas Worte durch psychedelische Sounds, die abschließend stark in Richtung Prog-Rock tendieren. Natürlich finden sich auf ´Magma´ auch einige Pop-Songs, dennoch macht das gesamte Album selig. Auch die Musiker haben mittlerweile allesamt ihren Platz im eigenen Kosmos gefunden, sie strahlen eine besondere Ruhe aus.

„Nach 20 Jahren Selig kann man auch mal `Danke´ sagen“, findet Jan Plewka. Streitigkeiten untereinander hatten in den 90ern aus einer Band fünf Individuen werden lassen.

Schmidthals: „Der Song `Danke´ ist eine Nachricht. Eine Geste der Versöhnung.“ Schmidthals erinnert die erste Dekade von Selig: „Wir hatten einen kollektiven Burn-Out. Gleichzeitig ist dies ein Problem von vielen Menschen, die den Anforderungen in ihren Familien, im Büro oder bei den Eltern nicht mehr standhalten können.“

Worte als Trost (Zitat ´Danke´): „Dies hier ist kein Nachruf, und auch kein Hilfeschrei. Dies ist auch nicht die Suche nach der guten alten Zeit. Dies hier ist `ne Nachricht. Vielleicht kommt sie zu spät. Doch ich wollt´ noch danke sagen, und hoffe sehr, dass es Dir gut geht.“

Poesie vom Feinsten, von Plewka bereits 2010 anlässlich des zweiten Albums nach der Reunion im Interview vorausgesagt:

„Wahrscheinlich wird es eine Trilogie. Nach `Und Endlich Unendlich´ und `Von Ewigkeit zu Ewigkeit´ kommt eventuell `Bis zur Ewigkeit und noch viel weiter´.“

Das passte, auch wenn der Albumtitel anders als vorhergesagt lautet. Dennoch: Es ist dieser unendliche Rausch, der positive Wahn, den Selig beherrscht. Möge das Magma unendlich aus ihren seligen Instrumenten tropfen...

Aktuelles Album: Magma (Universal)

Foto: Thomas Rabsch

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