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SUPER700

Personell geschrumpft - künstlerisch gewachsen

SUPER700

Getourt sind Super 700 mehr oder weniger rund um den Erdball. Eine EP und zwei Alben pflasterten dabei ihren Weg. Damals waren sie noch eine richtig große Combo, ein Septett. Es bestand aus den persischen Geschwistern Ibadet, Ilirjana und Albana Ramadani die alle sangen sowie dem Gitarristen Johannes Saal, dem Keyoarder Simon Rauterberg, dem Bassisten Michael Haves und dem Schlagzeuger Sebastian Schmidt. Angekommen in der Jetztzeit ist die Formation merklich geschrumpft. Die beiden Schwestern Ilirjana und Albana Ramadani, Johannes Saal und Simon Rauterberg haben die Band verlassen. Hinzugekommen ist Jan Terstegen, der Keyboard, Gitarre und Bass spielt. In neuer Gemeinsamkeit haben sie ihr aktuelles Album „Under The No Sky“ eingespielt.

Kreative Kernkompetenz

„Trotz der personellen Schrumpfkur ist die kreative Kernkompetenz geblieben“, lacht Ibadet Ramadani, „die Schöpfer waren auch früher schon Michael Haves und ich.“

Doch deshalb müssen sich nicht zwangläufig die Lieder verändern. Meist tut es sogar sehr gut, reduziert denken zu müssen. Das fordert und schafft für die Stücke ein massives und damit tragfähiges Fundament.

„Wenn du dem Geist eines Stückes nachspürst und so herausfinden musst, was du musikalisch eigentlich sagen willst, dann ist es völlig unerheblich, wie viel Personen es hinterher spielen“, erklärt Michael Haves, „das ist dann nicht mehr als eine Frage des Arrangements. Aber das ist immer erst der zweite Schritt.“

Und doch gibt es kreative Schrittfolgen, die ganz nah beieinander liegen und sich sogar überlagern können.

„Das betraf dieses Mal die Art und Weise, wie das Album „Und The No Sky“ entstanden ist“, sagt Ibadet Ramadani, „da es kein großartiges Budget für die Platte gab, haben wir improvisiert. Auch studiotechnisch, da geht ja heute auch zuhause schon einiges. So haben wir geschrieben und fast gleichzeitig die Basisaufnahmen eingespielt.“

Im Gegensatz zu den ersten CDs, bei denen mit Strokes-Produzent Gordon Raphael oder PJ Harvey-Produzent Rob Kirwan noch große Namen im Spiel waren, haben Super 700 diesmal auch diesen Job selbst erledigt. So erhalten die neuen Super 700-Stücke einen rohen, ungefilterten Mattglanz. Und strahlen eine Spontaneität, die dem Glanz noch mehr Schimmer verleiht.



Glückliche Fügung

„Ein weiteres Mal kommt das knappe Geld ins Spielt“, merkt Michael Haves an, „wenn wir etwas brauchten, was über die Möglichkeiten von uns Vieren hinausging, mussten Freunde ran: hier mal eine zusätzliche Stimme, dort mal ein großer Hintergrundchor. Oder es gab glückliche Fügungen.“

Da greift Ibadet Ramadani den Faden auf:

„Es gab Stücke, da wünschten wir uns so sehr Streicher. Und zufälligerweise -sofern es wirklich Zufälle gibt - meldete sich auf unserer Facebook-Seite ein Fan, der uns anbot, mit seinem Streichquartett vorbeizukommen, wenn da mal so etwas gebraucht würde. Am nächsten Tag haben wir sie aufgenommen.“

Der Freundeskreis von Super 700 scheint groß zu sein und deshalb ist die Gästeliste auch ganz schön lang geraten. Doch durch die so wieder mögliche Opulenz haben sich Super 700 nicht korrumpieren lassen und sich auch in der großen Kunst des Weglassens geübt. Was sie jedoch nicht weggelassen haben, sind die großen Emotionen. Und die sind auf ganz eigene Art in die Lieder gelangt.

„Beim Einspielen habe ich plötzlich gemerkt, dass ich mein erstes Klavier, dass ich mit acht Jahren bekommen habe, dabei benutzt habe und auch meinen alten, allerersten Bass“, erzählt Michael Haves, „allein diese Instrumente waren schon mit Emotionen beladen, die sich beim Spielen damit noch einmal potenziert haben.“

Auf ´Under The No Sky´ bereisen Super 700 erneut unterschiedliche Klanguniversen. „Wobei ‚Reise’ genau der richtige Ausdruck ist“, gibt Ibadet Ramadani zu Protokoll, „unsere Stücke sind die verschiedenen Anlaufpunkte, wie die eines Schiffes, das verschiedene Häfen anläuft. Und die Seeleute überall voller Neugier die Erlebnisse aufsaugen. Ein schönes Beispiel ist das Titelstück. Als wir in Peking spielten und dort unter einer Smogglocke begraben waren. Alles war benebelt und bedeckt. Kein Himmel nirgends.“

Spannend ist sie, diese Reise: gefühlvoll, aber auch sperrig; nachdenklich, aber auch hübsch verspielt; präzise und klar; aber auch verträumt.

Aktuelles Album: Under The No Sky (RAR / Motor / Rough Trade)



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