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BARRY ADAMSON

Trust The Process

BARRY ADAMSON

Eloquent, gut aufgelegt, laid-back und sichtlich aufgeräumt begegnet mir Barry Adamson, der ex-Magazine- und ex-Bad Seeds-Member, trotz leichter gesundheitlicher Irritationen beim Interview-Termin zu seinem neuen Album "The King Of Nothing Hill". Sicherlich hat das einerseits mit einem Grad von Professionalität zu tun, die man von einem erfahrenen Musiker wie ihm erwarten kann, doch die Herzlichkeit seines Ausdruckes, das Interesse an den Fragen und deren inhaltliche Entgegnung, in der er vermeidet, Allgemeinplätze zu bedienen, lassen darauf schliessen, dass er sowohl mit seinem Dasein als Musiker und Komponist mehr als zufrieden ist als auch mit dem neuen Album sehr gut leben kann.

„Es war diesmal alles sehr relaxt. Wir erschufen die Songs im Studio aus dem Nichts, verständigten uns immer wieder schnell über deren Struktur und fanden schnell eine musikalische Entsprechung. Fast alles ist organisch gewachsen. "Trust The Process" - es ging immer weiter, weil wir wussten, dass etwas dabei raus kommen würde. Es ist schön, nun darüber zu sprechen, bin sehr glücklich damit und kann es kaum erwarten, weiter zu machen.“ "The King Of Nothing Hill" zeichnet sich dabei vor allem durch Vielseitigkeit und besondere Stimmungen aus. Adamson stellt seine Fähigkeit, Emotionen und Atmosphäre zu erzeugen, Assoziationen zu wecken und filmische Sequenzen in der Vorstellung zu evozieren, eindrucksvoll unter Beweis. Hierbei bedient er sich aus einem reichhaltigen Fundus, der sich u.a. zusammen setzt aus lässigem TripHop, warmem, körperreichem Soul, knackigem Funk, kühlem, berechnendem Pop à la Matt Johnson und jazzigen Cocktails aus thrilliger Verfolgungsjagd, loungigem Chill-out sowie einem wunderschön verträumt-geloopten frühmorgendlichen Spaziergang beim 10-Minuten-Stück "I Love Paris", das ein Sample von Archie Shepps "Le Matin Des Noire" verwendet, wofür dieser monetäre Ansprüche stellte, weswegen das Stück nun einen eigenen Namen trägt. Wie aber entwickelt sich bei ihm die Vorstellung eines Songs und woher nimmt er diese Geschichten, aus denen er seine Songs strickt? „Ich höre erst mal in mich selbst hinein, auf meine Gefühlswelt. Mit dieser Erkenntnis versuche ich den Gefühlen die Sprache der Musik zu verleihen. Ich finde es auch äusserst wichtig, mit offenen Sinnen durch´s Leben zu gehen. Es gibt so viele interessante Geschichten von Musikern, die darüber berichten, wie ihre Stücke entstanden. John Coltrane zum Beispiel, sass im Zug als er erfuhr, dass irgendwo eine Kirche in die Luft gejagt wurde.

Erwachsene und Kinder starben. Er nahm einen Stift und schrieb einen grossartigen Song. Und ein inhaftierter Blueser hat sich im Gefängnis ein Keyboard an die Wand gemalt, damit er in Übung blieb. Eine bewegende Vorstellung, wie seine Finger immer wieder über die Wand glitten und er die Töne dazu pfiff.“ Apropos Emotionen: Der umtriebige Film-Komponist, besuchte letztes Jahr einen orchestrierten Auftritt des von ihm sehr geschätzten Ennio Morricone. „Mitten im Konzert fing ich an zu weinen wie ein Kind. Ich fühlte, wie sich meine Seele entkrampfte und war hinterher ganz befreit. Dieses Erlebnis spornte mich an, weiter mit meiner Arbeit zu machen, mich als Person und

Künstler weiter zu entwickeln und den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Keine Ahnung, was die Leute beim Hören meiner Musik empfinden. Aber wenn sie schon sagen `Oh, das ist catchy, das ist cool`, bin ich schon zufrieden.“ Möglich, dass er es durch persönlichen Kontakt bald erfährt, denn eine Tour ist bereits in Planung, weil... „...die Musik auf diesem Album wie gemacht ist für den Live-Vortrag. Mit sechs Leuten auf der Bühne könnte man herumjammen und beispielsweise "J´aime Paris" auf eine halbe Stunde ausdehnen.“ Das sollte als Einladung auf einen bezaubernden Spaziergang reichen.

Aktuelles Album: The King Of Nothing Hill (Mute)

Foto: Steve Gullick

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