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FRIDA HYVÖNEN

Lautmalerische Stille

FRIDA HYVÖNEN

Das Cover des neuen Albums zeigt die Künstlerin mit einem edlen Ross, die Buchstaben im CD-Titel sind tierisch verziert. In den Texten wimmelt es ebenfalls von Vögeln, Zebras und Ponys. Da wundert es nicht, dass Frida Hyvönen bereits vor Jahren als Support von Cat Power in Skandinavien Furore machte...

Uns erzählt sie jedoch nichts vom Pferd. „Man kann nicht sagen, dass ich Tiere liebe, sie interessieren mich einfach...“ Der Schriftzug mit den eingearbeiteten Tieren hat ebenfalls keine große Bedeutung. „Wir dachten, es wäre lustig.“ So entwaffnend können Statements sein. Warum muss immer alles kompliziert sein? Wenn es doch einfacher geht. Parallelen zum simplen Leben in der Provinz bevölkern die Gedanken. Frida Hyvönen genießt das Landleben. In Stockholm mag sie nicht mehr wohnen. „Eine Kombination aus Land- und Stadtleben ist unschlagbar!“ Die musikalischen Möbel beziehungsweise ihre Klangteppiche breitet sie auf dem Piano aus. Und lässt diese, gemütlich eingebettet von herkömmlichem Instrumentarium, mittlerweile auf drei Alben erklingen. „Until Death Comes“ (2006) ist im Gegensatz zum Nachfolger „Frida Hyvönen Gives You: Music From The Dance Performance Pudel“ außerhalb der Heimat erhältlich. „Ich liebe Musik zu Tanzvorstellungen. Choreographie. Daher habe ich diese Songs aufgenommen, die ich unbedingt veröffentlichen wollte. Sie entsprangen der Nebenseite meines Ichs, dass die Dinge in meinem Kopf organisiert.“ „Pudel“ ist der Start einer geplanten, experimentell ausgerichteten „...Gives You“-Serie, in der die künstlerische Ader freien Lauf haben soll. Instrumentale Musik, `Spoken Word Performance´ oder eine neue, sehr schmutzige Sprache sollen darin Platz finden. Die ebenfalls außergewöhnliche Tanzprojekt-Platte von Wovenhand aus Denver kennt Hyvönen nicht. „Aber ich habe im Mai mit ihnen zusammen auf einem Festival gespielt. Kann sein, dass ich deren Musik mag. Aufgrund meiner Tanz-Scheibe werden sie mich aber wohl mögen...“ Nordisches Lachen erfüllt den Raum.
Es klingt kühl, wie die Sounds auf „Silence Is Wild“. Hyvönen´s Stimme ist oft mit Hall unterlegt. „Meine Musik ist cool? Danke für das Kompliment. Kühl im Sinne von Kalt? Nein, es ist keine Herbst/Winter-Musik. Ich liebe den Frühling. Die CD habe ich im Sommer aufgenommen.“ Und im Sommer muss die Stille wohl die eines wilden Tieres sein, denn Ruhe kehrt nicht ein in den Songs. Im Gegenteil. Die Lieder reisen Lautmalerisch in familiärer Atmosphäre durch London, Shanghai. „Ob ich London mag? Lies die Lyrics, dann wirst Du es herausfinden. Ob nun Shanghai, Madrid oder London, die jeweilige Stadt ist ein Symbol für eine Person. Alles hat zwei Seiten. Selbst die Liebe. Manchmal hasst man, was man liebt.“ Ausschweifende Erzählungen, wie in den Songtexten, finden sich nicht im Gespräch. Hyvönen antwortet punktgenau, allerdings meist mit einem `Pro & Contra´. Wie PJ Harvey ist sie der Meinung, „Musik machen und darüber reden sind zwei verschiedene Dinge!“ Als größten Unterschied zwischen dem Debut und dem neuen Werk bemerkt Hyvönen die Wortwahl: „Bei `Silence Is Wild´ geht es dramatischer zu als auf `Until Death Comes´. Die Lyrics sind komplizierter, interessanter.“
In der richtigen Stimmung konsumiert, können uns diese Worte viel geben. Wer nun der Künstlerin etwas zurückgeben möchte, kann dies via FH-homepage erledigen. Per Mausklick lässt sich eine Auswahl an Geldbeträgen aufrufen, die es anzuklicken gilt. „Whatever the reason, a donation would be very welcome. Money makes the world go round you know“ steht da geschrieben. Mit dieser Aufforderung hat sie künstlerisch sicher den Vogel abgeschossen, fast wie ihre erste große Liebe im Text zu „Dirty Dancing“. Keine Angst, einige Verse später lauschte das Paar bereits wieder den Vögeln des herannahenden Frühlings. Mit „Birds“ wird den Tieren dann gar noch ein ganzer Song gewidmet. Widmen wir uns besser den Inspirationsquellen der schwedischen Musikerin mit dem finnischen Namen. „Ich liebe Joni Mitchell,“ bestätigt Hyvönen auf Nachfrage. Dazu nennt sie im gleichen Atemzug Nina Simone als großen Einfluss. Die Amerikanerin Chan Marshall, weltweit bekannt als Cat Power, findet keine Erwähnung. Dabei begleitete Hyvönen (als Support) Marshall im April 2005 bei Konzerten in Dänemark, Norwegen und Schweden. Oder haben diese beiden innovativen Powerfrauen sich bei der Gelegenheit die Augen ausgekratzt?
Aktuelles Album: Silence Is Wild (Secretly Canadian / Cargo)
Weitere Infos: › www.fridahyvonen.com

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