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THE WHITE STRIPES

Die Renaissance des Minimalismus

THE WHITE STRIPES

Zwei Menschen. Sieben Tage. Acht analoge Tonspuren. Eine großartige Platte. Das ist – grob gesagt – die Statistik, die sich hinter "Elephant", dem vierten Album des Detroiter Duos The White Stripes, verbirgt. Dabei hätten die Geschwister Jack und Meg White nach dem immensen Erfolg des Vorgängers "White Blood Cells" rund um den Globus durchaus die Möglichkeit gehabt, weit mehr Zeit und Geld in die Aufnahmen der neuen Platte zu investieren. Doch das hätte vermutlich den selbst gewählten Rahmen gesprengt, in dem sich die zwei bisher stets bewegt haben und auch in Zukunft bewegen wollen.

"Die Art und Weise, wie die Band konzipiert ist und wie wir uns selbst einschränken, verlangt danach, dass wir sehr schnell und sehr billig arbeiten, ohne groß auf teures Equipment oder neue Technologien zurückzugreifen", erklärt Jack beim Gespräch mit der Westzeit in Köln. "Ich hasse Computer und ProTools, weil sie jegliche Kreativität töten. Wir zwingen uns selbst in eine Situation, in der wir einfach etwas abliefern müssen. Das macht es für uns nicht nur interessanter, es ist auch viel ehrlicher und gibt dem Ganzen mehr Seele. Ein über neun Monate für zwei Millionen Dollar mit einem tollen L.A.-Produzenten eingespieltes Album wäre nicht unser Ding. Bob Dylan hat mal gesagt: ‚Wenn du’s nicht im ersten Versuch hinkriegst, warum machst du es dann überhaupt’? Und da hat er Recht!" Trotzdem bedeutet das nicht, dass die Stripes auf der Stelle treten. Zusammengehalten von zwei ziemlich aus dem Rahmen fallenden Stücken am Anfang und am Ende, ist die neue Scheibe in sich schlicht und ergreifend schlüssiger als die Vorgänger. Natürlich gibt es in der Musik der Stripes ein sich wiederholendes Element, aber was den Ramones recht ist, ist auch den White Stripes billig! Und immerhin hat ihre Musik sie schon bis auf die Hauptbühnen der großen europäischen Open-Air-Festivals gebracht, wo sie zwar ihr Publikum einmal mehr begeistern konnten, sich selbst aber - nicht nur ob der für zwei Musiker viel zu großen Bühne - etwas verloren vorkamen. "Diese Shows waren alles andere als intim, denn du stehst im prallen Sonnenlicht, und die Hälfte der Leute dort ist mit irgendetwas anderem beschäftigt", erinnert sich Meg. "Wir bevorzugen die kleineren Clubs, denn dort ist es eher ein Geben und Nehmen mit dem Publikum. Bei einer Clubshow spürst du viel mehr Druck und versuchst, in die richtige Stimmung für den Auftritt zu kommen. Bei den Festivals geht es mehr darum auszuspannen, und deshalb haben die Shows weniger Persönlichkeit."Fest zum Programm der Stripes gehören - vor allem live - auch sorgsam ausgesuchte Coverversionen. Die reichen von Marlene Dietrich über Son House und Bob Dylan bis zum langjährigen Stripes-Wegbegleiter Brendan Benson. Wollen Jack und Meg ihr Publikum damit auch ein wenig "missionieren"? "Das spielt da schon mit rein. Allerdings soll das nicht so weit gehen, dass es zu unserem Job wird, den Leuten alte oder auch neue Künstler näher zu bringen", sagt Jack und fügt an: "Ich bin der Meinung, dass du, wenn du dich selbst als Musiker bezeichnest, in der Lage sein solltest, auch einer Gruppe von 60-jährigen Frauen etwas vorzuspielen, das sie gut unterhält!"

Aktuelles Album: "Elephant" (XL Recordings/Beggars Group/Zomba)


Weitere Infos: › www.whitestripes.com Foto: Beggars Group

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