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ANGELO DE AUGUSTINE

Kunst kennt keine Sieger

ANGELO DE AUGUSTINE

Die Melancholie ist für Angelo De Augustine schon seit jeher ein ständiger Begleiter. Hofiert von Sufjan Stevens und gerne verglichen mit Nick Drake oder Elliott Smith, ist auch sein neues Album wieder eine Herzensangelegenheit für den jungen Amerikaner. Auf ´Tomb´ lässt er seine oft komplexen Gefühle in zeitlos schöne Singer/Songwriter-Lieder im Folk-Gewand fließen, die dieses Mal weniger spartanisch inszeniert sind als zuvor.

Eigentlich wollte Angelo De Augustine ursprünglich alles werden, nur nicht Musiker, denn es dauerte lange, bis er die schmerzvolle Erfahrung verwunden hatte, dass sein Vater – selbst Musiker und oft auf Tournee – die Familie verlassen hatte, als Klein-Angelo gerade fünf war. Ablenkung fand der Kalifornier zunächst beim Fußball, bis eine Verletzung seinen Hoffnungen auf eine Sportler-Karriere ein jähes Ende setzte. Stattdessen entdeckte er mit 14 das Songwriting für sich und fand nicht zuletzt auch Gefallen an der Tatsache, dass dabei nicht der Wettbewerb im Mittelpunkt stand.

„In der Musik und in der Kunst allgemein gibt es keine Sieger, und es geht auch nicht darum, besser oder schlechter zu sein als jemand anders“, sagt er im Westzeit-Interview. „Die Musik ist sehr subjektiv. Es sollte um den Ausdruck gehen, nicht um Wettbewerb. Es gibt keinen geeigneten Maßstab, um den Wert eines Kunstwerks zu messen, während ein Fußballspiel in der Regel mit einem Gewinner und einem Verlierer endet. Das malt ein schwarz-weißes Bild, das unrealistisch ist und damit nicht die Komplexität des Lebens abbildet, also wie die Menschen wirklich sind.“

Kein Wunder also, dass der Songwriting-Prozess für De Augustine auch bei ´Tomb´, seinem dritten Album und dem zweiten für Sufjan Stevens Asthmatic Kitty Records, eine nebulöse Angelegenheit war.

„Das Ganze ist ein Mysterium und wird es auch immer bleiben“, ist er überzeugt. „Ich denke nicht, dass Songwriting ein Handwerk ist. Natürlich lenkt dich die gewonnene Erfahrung in bestimmte Richtungen, aber man kann kaum behaupten, dass jemand wirklich besser darin wird. Es ist eine lebenslange Reise, um etwas zu erreichen, das unerreichbar ist. Wenn dir das klar wird, weißt du, dass es nicht darum geht, den perfekten Song zu schreiben, weil es ihn nicht gibt.“

Stattdessen ließ sich De Augustine einmal mehr von seinen Gefühlen leiten. De Augustine verarbeitet auf ´Tomb´ die schmerzvolle Trennung von seiner Freundin, zu der ganz ähnliche Gründe geführt hatten wie einst bei seinen Eltern. Als eine Art Selbsttherapie schrieb er die neuen Lieder binnen weniger Tage. Angst davor, sich seinem Publikum zu offenbaren, hatte er dabei nicht.

„Wie könnte ich Bedenken bei etwas haben, das mir eine Herzensangelegenheit ist?“, fragt er rhetorisch. „Die Mentalität, die du ansprichst, ist genau das, was die Leute davon abhält, kreativ zu sein. Songs sind nur ein Mittel zum Zweck, mehr Schönheit in die Welt zu setzen, und niemand sollte niemand Zweifel haben, wenn es darum geht, sich selbst auszudrücken.“

Nachdem De Augustine bei den Aufnahmen zuvor oft alles allein in die Hand genommen hatte – frühere Platten nahm er der Akustik wegen bisweilen in der eigenen Badewanne auf! –, stand ihm für ´Tomb´ nicht nur ein professionelles Studio in New York, sondern mit Thomas Bartlett auch ein für seine Kollaborationen mit Glen Hansard, Ryhe und eben auch Sufjan Stevens bekannter Produzent zur Seite, der ihn nicht nur in rein musikalischer Hinsicht unterstützte.

„Neben seinen offensichtlichen Talenten hat Thomas die Gabe, dafür zu sorgen, dass sich die Künstler wohlfühlen“, verrät De Augustine. „Das ist etwas, das viele Leute aus dem Bereich als unwichtig abtun, aber eigentlich ist es der wichtigste Wesenszug eines Produzenten.“

Gemeinsam setzten die zwei alles daran, so songdienlich wie möglich zu arbeiten.

„Der Hauptaspekt ist für mich immer das Lied an sich“, bestätigt De Augustine. „Zunächst muss der Song für sich selbst bestehen, anschließend geht es nur noch darum, nicht das wegzunehmen, was ihn besonders macht.“

Aktuelles Album: Tomb (Asthmatic Kitty / Cargo)


Weitere Infos: angelodeaugustine.com Foto: Jess Collins

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