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CANE HILL

Selbstbewusst und ohne Angst

CANE HILL

Wenn Cane Hill eines sein können, dann ist es selbstbewusst. Sie mussten gerade einmal eine EP und ihr Debütalbum ´Smile´ veröffentlichen, um vor allem auch international die Beachtung zu bekommen, von denen viele andere Bands nicht einmal zu Träumen wagen. Große Aufmerksamkeit bringt jedoch auch Erwartungen mit sich – die gerade bei dem stets als „gefürchtet“ titulierten zweiten Album nicht immer erfüllt werden. Die aus New Orleans stammende Heavy-Band hat sich für ihren Zweitling ´Too Far Gone´ aber nicht verrückt machen lassen. „Wenn jemand etwas Gutes von uns erwartet, wird er es auch bekommen“, lacht Sänger Elijah Witt und erzählt, woher diese Zuversicht kommt.

„Bei ´Smile´ haben wir einfach drauf losgelegt – und das vollkommen unvorbereitet. Bei ´Too Far Gone´ wussten wir hingegen, was uns erwartet, wie wir mit stressigen Situationen umgehen müssen und wie wir das Projekt ´neues Album´ am besten angehen sollten. Der größte Unterschied zum Debütalbum war aber, dass wir uns mehr Zeit genommen haben. Wir haben uns überlegt, was wir möchten, wohin es gehen soll und Ideen gesammelt. Ich glaube, so konnten wir im Vorfeld viel Stress umgehen. Die Arbeiten waren letzten Endes viel einfacher als gedacht, um ehrlich zu sein.“

Etwa vier Monate haben sie getüftelt, überlegt und geschrieben. Von Anfang 2017 bis zum Sommer, in dem sie zusätzlich etwa sechs Wochen im Studio waren, um dort nicht nur aufzunehmen, sondern sich ebenso mit ihrem Produzenten Jacob Hansen auszutauschen und auch gleich noch drei weitere Tracks zu schreiben.

„Eigentlich hatten wir genug Material“, erinnert sich Witt, „aber letztlich hat nicht alles zusammengepasst. Die einzige Möglichkeit, dennoch ein Album zu machen, war, schnell noch weitere Songs zu schreiben – dann auch gemeinsam mit Jacob. Es war großartig, eine zusätzliche Person dabeizuhaben. Wir kannten ihn bereits und wissen seine komischen, verrückten Ideen zu schätzen. Wenn wir nicht weiterwussten oder an irgendeiner Stelle festsaßen, war er es, der neuen Input gegeben hat. Wir versuchen, seine verrückte Ader immer noch weiter zu pushen“, erzählt Witt gut gelaunt, „damit sich das nicht nur auf uns, sondern auch auf das Album überträgt.“

Doch es ist nicht das Komische, das ´Too Far Gone´´ im Endeffekt ausmacht. Sicher, mit ´Scumbag´ ist auch ein Song Teil des Longplayers geworden, der bereits 2015 für die selbstbetitelte EP vorgesehen war, für diese aber nicht sämtliche Kriterien erfüllen konnte, sondern vor allem durch seine kurze Spielzeit von nicht einmal zwei Minuten für Aufsehen sorgt. Abgesehen von der Musik ist das fast schon Punk. Neben den vergleichsweise verrückteren Ideen, ist ´Too Far Gone´ textlich aber nicht selten nahezu deprimierend.

„´Smile´ handelte viel davon, sein Leben im Hier und Jetzt zu leben, nicht nur herauszufinden, wo Limits und Grenzen liegen, sondern sie auch zu überschreiten. Es ging um Drogen, Alkohol, Sex und Rock’n’Roll“, analysiert der Frontmann. „Bei ´Too Far Gone´ geht es darum, auf diese Art zu leben und später auf sein Leben zurückzublicken – auch auf die Fehler, die man gemacht hat und noch immer mit sich herumträgt. Es ist wichtig zu wissen, dass es einen konkreten Anfang und ein konkretes Ende gibt, dass nach dem Tod nichts folgt. Würde man so leben, wie wir es auf ´Smile´ beschreiben, würde man auch früh sterben. ´Too Far Gone´ ist definitiv kein fröhliches Album”, fügt Witt lachend hinzu. Ehrlich und ausdrucksstark ist es aber gewiss – und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein.

Aktuelles Album: Too Far Gone (Rise / ADA / Warner)



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