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FRANZ FERDINAND

Jahrelanges Vorbereiten, eine Woche Studio

FRANZ FERDINAND

„Wir wollten mit ´Always Ascending´ etwas veröffentlichen, das wir noch nie zuvor gemacht haben“, gibt Alex Kapranos im Interview zu Protokoll. Eine Band, die seit ihrer Gründung 2001 regelmäßig Neues veröffentlicht, muss da schon weit in die Trickkiste greifen. Das letzte richtige Album erschien zwar vor bereits viereinhalb Jahren, doch untätig waren Franz Ferdinand auch nach ´Right Thoughts, Right Words, Right Action´ nicht.

2014 folgten gleich zwei Live-Alben und dann war da ja auch noch die Kollaboration mit Sparks als FFS mit ausgedehnter Tour. Vorwerfen kann man der Band nichts – zumal Halbgares bei ihnen auch niemals in Frage kommen würde.

„Meine Theorie ist, dass die beste Produktion nicht während des Aufnehmens stattfindet, sondern davor und danach. Du machst dir über Dinge wie Arrangements und Performance schon lange vor dem Aufnehmen Gedanken. Die Aspekte, die den Sound hinterher ausmachen, haben viel mit den Entscheidungen zu tun, die du im Studio machst“, erklärt Kapranos und ergänzt kritisch: „Heutzutage sind viele Bands faul geworden. Es interessiert sie nicht, ob sie die Songs richtig spielen können, weil man die Aufnahmen im Nachhinein schließlich noch immer mit diversen Programmen bearbeiten kann. Ich lerne aber viel lieber, wie ich meine eigenen Songs richtig spiele. Dann kann man ein Album auch innerhalb kürzester Zeit aufnehmen.“ - und der Mann weiß wovon er spricht.

Die Vorbereitungen, das Schreiben neuer Songs, begannen so bereits nach Abschluss der Tour mit FFS Ende 2015 und nach dem Besetzungswechsel im August 2016 – der langjährige Gitarrist der Band Nick McCarthy entschied sich dazu, sich fortan mehr seiner Familie zu widmen, und Julien Corrie wurde FF-Mitglied – folgte sogleich der intensivste Teil des Songwritings. Wenige Monate später ging es ins Studio. Jahrelanges Schreiben und Vorbereiten verpackt in zehn live eingespielte Songs – die in weniger als einer Woche allesamt aufgenommen waren. Doch der Franz Ferdinand-Frontmann möchte das nicht nur sich und seiner Band zuschreiben.

„Vor etwa fünf Jahren hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit Phi-lippe Zdar und wir haben damals schon gesagt, wir wollen etwas zusammen machen – zu der Zeit hatte er allerdings gerade mit den Beastie Boys gearbeitet. Doch als es zur Frage kam, wen wir als Produzenten von ´Always Ascending´ haben wollen, waren wir uns einig, Philippe wäre der Richtige dafür. Durch seinen Dance-Background ist er perfekt“, schwärmt Kapranos. „Er arbeitet als DJ, kennt die Pariser House-Szene, hat an sehr vielen großartigen Alben mitgearbeitet und weiß, was eine gute Live-Band ausmacht. Mit seinen Ideen und Anmerkungen hat er uns in Areale geführt und Dinge machen lassen, die wir noch nie gemacht haben.“

Aktiv am Songwriting beteiligt war der erfolgreiche Produzent zwar nicht, allerdings mitverantwortlich für den Sound des neuen Longplayers. Musik, die nicht selten von den Texten ablenkt.

„Wenn du nur auf den Beat oder die Melodie hören oder etwas zum Mitsummen und Tanzen haben möchtest, ist das okay, und wenn du auf die Lyrics achten möchtest, ist das auch okay. Ich denke allerdings, dass man im Hinterkopf haben sollte, dass bei einem Song auch etwas Größeres dahintersteckt.“

In ´Huck And Jim´ thematisieren Franz Ferdinand beispielsweise, wie US-Präsident Donald Trump versucht, Obama Care außer Kraft zu setzen und wie auch die Regierung in ihrer Heimat Großbritannien den National Health Service demontieren möchte. Auch der Inhalt Alex Kapranos‘ Gesanges trägt somit durchaus Früchte – so viel Fokus auf der einnehmenden und repetitiven Musik auch liegen mag, die zumindest teilweise wie gemacht ist für Clubs, in denen noch Songs gespielt werden, die man sich tatsächlich auch anhören möchte.

Aktuelles Album: Always Ascending (Domino)



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