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SCHMUTZKI

Intuitiv die Sau rauslassen

SCHMUTZKI

Es gibt sie die Situationen im Leben, da muss man sich Gedanken machen. Darüber, wie es weitergeht. Welche Richtung man denn einschlagen möchte. An einer solchen Wegkreuzung des Lebens finden sich die drei Stuttgarter Flo Hagmüller, Beat Schmutz und Dany Maier wieder.

Trau’ keinem über Dreißig

Der Sprung über die 30er-Jahresgrenze steht an. Und danach soll man bekanntlich ja niemandem mehr trauen. Man ist Architekt, Umweltingenieur oder Grafikdesigner. Aber auch Musiker. Flo Hagmüller ist Schlagzeuger, Beat Schmutz Gitarrist und Frontmann, Dany Maier spielt Bass. „Wir hatten in unterschiedlichen Konstellationen bereits zehn Jahre Muckertum auf dem Buckel“, erklärt Dany Maier, „wir waren erfolglos und jetzt musste es eben mal gut sein mit den Klangambitionen.“

In solch einer Situation fällt viel von einem ab. Und auch der unbändige Spaß kehrt in den Proberaum zurück. Der ist noch nicht aufgegeben worden.

„Die musikalische Verbissenheit, diese erfolgshungrige Verkrampftheit war plötzlich weg“, fährt der Bassist fort, „frisch und einfach nur musikhungrig spielten wir plötzlich auf.“

So frisch, dass sich der Dreierbund entschließt, an einem Bandwettbewerb teilzunehmen. Im Vorbeigehen gewinnen sie ihn und gleichzeitig einen Auftritt beim hochkarätig besetzten Southside Festival in Neuhausen op Eck. Rammstein und Kasabian spielen auf dem gleichen Festival. Nicht schlecht für eine Band, die eigentlich aufgeben wollte.



Musikalisch locker lassen

Die drei Stuttgarter, die jetzt unter dem Namen Schmutzki unterwegs sind, haben ohne groß dabei nachzudenken, eine angenehme Mischung aus klassischem deutschem Rock, Punk und Pop kreiert. Schlicht einfach deshalb, weil musikalisch locker gelassen haben und nichts zu Tode gedacht haben. Nach dem Southside Festival geht es gefühlt Schlag auf Schlag.

„Es hört sich jetzt, wie die Geschichte, in der der Tellerwäscher Millionär wird“, lacht Dany Maier, der ab jetzt nur noch seinen Künstlernamen Dany Horowitz verwenden will, „aber hatten wir plötzlich ein Management, eine Booking-Agentur und einen Vertrag mit Plattenlabel Four Music. Und all’ das nur, weil wir intuitiv einfach mal die Sau rausgelassen haben.“

Die Konzertfrequenz hat sich ebenfalls deutlich erhöht. Waren es im Jahr des geplanten Aufgebens gerade mal zwei Konzerte, werden ein Jahr später schon 80 gespielt. Und diese Spirale dreht sich weiter nach oben. Doch damit es was zu spielen gibt, müssen neue Stücke her.

„Und die müssen jetzt zu 100 Prozent nach Schmutzki klingen“, fügt Dany Maier/Horowitz an, „und glaub es oder glaub es nicht, damit wird diese Qualität abliefern können, haben wir alle den Job an den Nagel gehängt.“

Das Schmutzki-

Lied-Rezept

So, so, die neuen Stücke müssen zu 100 Prozent nach Schmutzki klingen? Und welche Zutaten sind dafür unabdingbar?

„Ganz grundlegend sind für uns deutsche Texte“, gibt Dany Maier/Horowitz den Schmutzki-Chefkoch, „wir wollen einfach die volle Kontrolle über das haben, was wir wirklich sagen wollen. Und musikalisch muss es Punk sein. Nicht dass wir jetzt die Punkpuristen wären. Spontaneität, ganz egal in welche Richtung, das ist unser Ding. Aber es ist diese Attitüde, dieses Gefühl, was in unseren Stücken immer wieder mitschwingt. Wie damals bei den Ramones.“

So geben Schmutzki inzwischen einen aufregenden Mix aus härteren Partyhymnen, in denen es um Freunde, Trinken und das Lebensgefühl geht, das der Bassist als „sich am Wochenende die Festplatte löschen“ beschreibt. Aber auch um den ein oder anderen gesellschaftskritischen Seitenhieb sind Schmutzki nicht verlegen. An der genannten Wegkreuzung des Lebens sind Schmutzki auf den musikalischen Weg abgebogen. Und das fühlt sich wie an?

„Ganz einfach – wir haben die Platte gemacht, die wir schon immer mal machen wollten, spielen die Tournee, die wir schon immer mal spielen wollten“, lacht Dany Maier/Horowitz lauthals, „und genießt die neue Freiheit, die eigentlich keine ist; denn man war noch nie so gefangen von diesem Traum, den man schon immer geträumt hat.“

Da gibt’s nur eins – weiterträumen!

Aktuelles Album: BÄM (Four Music / Sony Music)




Juni 2015
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