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CLAUDIA BRÜCKEN

Echte Gechichten erzählen

CLAUDIA BRÜCKEN

Claudia Brücken, Claudia Brücken, ... ganz hinten Hirnstübchen klingelt das was. Elektropop? Propaganda! Ihre Stimme hat „Dr. Mabuse“ tiefer in das Bewusstsein katapultiert, als es die Filme über den Superverbrecher je vermocht hätten. Etwas später wurde es ruhiger, aber nicht still um die Künstlerin mit Düsseldorfer Wurzeln. Doch Claudia Brücken arbeitet munter weiter. Etwa in Projekten mit: Glenn Gregory von Heaven 17, Andy Bell von Erasure oder mit Martin Gore von Depeche Mode. Jetzt gibtes mit „the lost are found“ ein Soloalbum, das ihrer Stimme mal wieder den verdienten Raum gibt.

Solo stimmt und stimmt nicht. „Großen Anteil an dem, was da jetzt auf Platte vorliegt, hat auch Produzent Stephen Hague“, stellt Claudia Brücken deutlich klar. Stephen Hague ist übrigens eine der einflussreichsten Figuren hinter der Synthie-Pop-Bewegung der 1980er-Jahre. Dabei stehen Pet Shop Boys, New Order oder OMD auf der Liste der von ihm produzierten Künstler.



Unfairerweise übersehene Lieder

Es sind Coverversionen, derer sich Claudia Brücken und Stephen Hague annehmen. Aber nicht die offensichtlichen, die nahe liegenden. „Wir haben ganz bewusst nach anderen Liedern gesucht“, sagt Claudia Brücken, „nach unfairerweise übersehenen Liedern. Das Ganze fing an mit ‚One Summer Dream’, einem Stück von Electric Light Orchestra, das Stephen Hague unbedingt covern wollte. Ein Lied, das ihn seit seiner Jugend begleitet. Er hat mich gefragt, ob ich das mit ihm machen wollte. Als der Anfang gemacht war, hatten wir beide gleichzeitig Blut geleckt und sofort darüber nach gedacht, was denn wohl an anderen Stücken dazu passen würde?“

Und musikalische Rohdiamanten, die im Schatten von vermeintlich großen Liedern stehen gibt es viele. Allzu viele. Dem Stimmt Claudia Brücken ohne Nachzudenken zu: „Doch nicht alle, die prinzipiell zur Auswahl stehen, haben auch eine echte Geschichte zu erzählen.“

Und es ist auch nicht irgendeine Geschichte, nach der Claudia Brücken und Stephen Hague suchen. „Die Zusammenstellung der einzelnen Lieder soll in ihrer Abfolge eine große Geschichte erzählen“, erklärt Claudia Brücken, „eine des Verlorenseins, von Verlust und Alleinsein, von Einsamkeit und abgerissenen Verbindungen, von Isolation und unerreichbarer Liebe.“



Eins zum anderen

´Mysteries Of Love´, das von David Lynch getextet, von Angelo Badalamenti komponiert und von Julee Cruise mit ihrem so charakteristischen sphärischen und langsamen Hauchgesang im Film ´Blue Velvet´ zum Klingen gebracht wird, ist das Eröffnungsstück und formuliert gleichzeitig das Leitmotiv. Als Klarheit über die Ausrichtung herrscht, kommt schnell eins zum anderen.

„Die nachfolgenden Stücke beziehen sich insofern aufeinander, dass eigentlich eins das jeweils nächste forderte“, erinnert sich Claudia Brücken, „dabei kannte ich vorher auch nicht alle Stücke, beispielsweise The Lilac Time’s ‚The Road To Happiness’ oder The Bands ‚Whispering Pines’, das Schlussstück des Albums stellte Stephen Hague mir vor. Und obwohl ich sie nicht kannte, war sofort klar, an welcher Stelle der Platte sie stehen mussten, weil sie genau die Geschichte des vorhergehenden Liedes aufnahmen und auf das kommende verwiesen.“

Zwischen Claudia Brücken und Stephen Hague gibt es bei der Arbeit an „the lost are found“ eine klare Arbeitsteilung.

„Er baut die Klangkulissen in denen ich mich bewege und ich bewege mich in ihnen als Erzählerin“, berichtet Claudia Brücken. Den Stücken, zu denen unter anderem auch noch David Bowie’s ´Everyone Says Hi´,Pet Shop Boys’ ´Kings Cross´ oder The Bee Gees’ ´And The Sun Will Shine´ gehören, hat Stephen Hague ein besinnlich-melancholisches Klangkleid geschneidert. Eins, dass Claudia Brückens Stimme eine selten zu hörende Seelentiefe verleiht. Immer hart am Rande der Depression. Der Hörer wird gleichsam in einen dunklen Wald gelockt, aber ein Sonnenstreif ist immer noch zu sehen. „Mit ´the lost are found´ ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen“, weiß Claudia Brücken, „es wird ein zweites Album geben.”

Und da wird die Grenze zur Depression auch überschritten werden. Düstere Aussichten also.

Aktuelles Album: The Lost Are Found (There (there) Music/Alive)

Foto: Andrew Catlin

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