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READYMADE

Die neue Souveränität

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"Diese Album ist unser bisher direktestes von den Songs her", ist sich Sänger/Gitarrist Zachary Johnson beim Gespräch mit der WESTZEIT in Krefeld sicher. "So ein bisschen: Friss oder stirb! Nimm den Popsong oder nimm ihn nicht, finde uns peinlich deswegen oder nicht, uns ist es egal. Wir wollen jetzt einfach nur noch die besten Songs schreiben, die die Welt je gehört hat, andere Bands machen das seit Jahren und die sind cool, warum sollen wir das nicht auch dürfen? Fertig!"

Dass die vier Wiesbadener so entschlossen auftreten, hat nicht nur damit zu tun, dass sie mit ihrem dritten Album "The Feeling Modified" – aufgenommen in Großbritannien mit Manics/Travis-Tontechniker Ian Grimble - eine wirklich tolle Platte abgeliefert haben. Die vier wollen nun endlich das Stück von dem Kuchen haben, das ihnen eigentlich schon länger zusteht. Ein Jahrzehnt gibt es die Band aus Wiesbaden nun schon, aber erst jetzt sieht es so aus, als könnten Zachary Johnson, Chris Adelhütte, Steffen Hardt und Udo Masshoff den kommerziellen Durchbruch schaffen, den sie schon so lange verdient gehabt hätten. Zuerst hatten sie damit zu kämpfen, dass in ihrer Heimatstadt die Infrastruktur für junge Bands fast völlig fehlt(e), und ohne Auftritte und Förderer ist aller Anfang bekanntlich schwer. Und als sie dann endlich fünf Jahre später einen Plattenvertrag in der Tasche hatten und mit "It Doesn’t Make Sense" und vor allem "Snapshot Poetry" ganz kurz vor der Beförderung aus dem Talentamt in die Belle Etage der deutschen Musikszene standen, ging dem Label die Luft aus, und Readymade sahen sich erst einmal auf’s Abstellgleis gestellt.

Drummer Udo Masshoff, der das Quartett mit Gitarrist Steffen Hardt und Bassist Chris Adelhütte komplettiert, spricht sogar, wenngleich grinsend, vom "ersten Comeback mit 30", und da verwundert es nicht, dass "The Feeling Modified" in der Tat angenehm erwachsen klingt und meilenweit von dem oft infantilen Gedresche diverser Kurzhosenträger entfernt ist, die sich für angesagt halten. "Ich glaube, dass dies die von den Songs her reifste Platte ist, die wir gemacht haben", ist sich Zac sicher. "Die Popsongs der Platte hätten wir so vor drei Jahren noch nicht geschrieben, da waren wir einfach noch nicht so weit, dass wir so etwas hätten rauslassen können. Ob das wirklich mit dem Alter zu tun hat, weiß ich nicht, aber man fühlt sich nun eben okay mit solchen Songs und kann die auf einmal dann auch schreiben und gut finden."

Dieser Reifeprozess verläuft natürlich nicht bewusst und wurde der Band auch erst mit der Zeit klar. Zumindest haben sich die vier nicht hingesetzt und stundenlang überlegt, was sie anders würden machen können, aber nachdem sie die ersten Songs für das neue Album geschrieben hatten, war klar: Die Platte würde anders klingen als ihre beiden Vorgänger. Zac: "Wir haben uns natürlich nicht hingesetzt und gesagt: ‚Jetzt schreiben wir mal einen reifen Song’ und letztendlich ist das ja auch nicht alles auf dem Album. Das Seltsame daran ist ja das Gegenkonzept. Auf der einen Seite hast du ziemlich trashige Sachen und auf der anderen Seite so etwas wie ‚Day 2’, ein Song, der in alle Richtungen aufgeht." Aber genau dieser Abwechslungsreichtum macht "The Feeling Modified" ja zu einem so großartigen Album. Readymade-typische Nummern wie "My Little Galaxy" stehen bruchlos neben der Britpop-inspirierten Hymne "Day 2" und dem Garagensound des passend betitelten "You Call It Trash We Call It Rock N Roll". Aber genau diese Vielfalt macht ja bekanntlich gute Platten aus!

Aktuelles Album: "The Feeling Modified" (Motor Music/Universal)


Weitere Infos: › www.readymade.de Foto: Label

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